Fuminori Nakamura: Der Revolver

Ich bin ein riesiger Fan von Fuminori Nakamura. Zwar sind noch nicht wirklich viele Bücher von ihm auf Deutsch erschienen, aber mit Die Maske und und Der Dieb hat sich der japanische Autor bereits in mein Leseherz geschrieben. Die beiden kurzen Romane haben mich schon total begeistert. Umso mehr habe ich mich darüber gefreut, dass der Diogenes Verlag nun mit Der Revolver auch das Debüt von Nakamura auf den deutschen Büchermarkt gebracht hat.

In Der Revolver schildert Fumoniro Nakamura die Geschichte des Studenten Nishikawa, der eines Nachts durch Tokios Straßen läuft und eine Leiche findet. Neben dem toten Körper: ein Revolver – und dieser scheint den jungen Mann völlig zu faszinieren. Ohne groß nachzudenken nimmt Nishikawa die Waffe mit. Wie einen Schatz hütet er das Mordinstrument. Poliert sie immer wieder. Kauft extra neues Tücher, um den Revolver darauf zu betten. Wie einen Schatz hütet er die Waffe, die ihn völlig in den Bann gezogen hat.

Egal, was Nishikawa fortan tut, wohin er geht, in der Uni und sogar, wenn er mit seiner Affäre Sex hat – er kann nur an den Revolver denken. Er steigert sich völlig in die Fantasien um die Waffe hinein. Es bleibt schließlich nur ein logischer Schluss: er muss die Waffe abfeuern.

Wie auch schon bei seinen anderen Romanen geht es auch in Fuminori Nakamuras Debüt recht düster zu. Mord, Mordfantasien, Tierquälerei, gewaltbereite Menschen, ein Mord im Drogenmilleu – Nakamura rückt seine Geschichten immer an den dunklen Rand der Gesellschaft. Dabei schafft er es mit seiner leichten Sprache doch eine absolute Spannung bei seinem Leser zu kreieren. Mich hat die Handlung permanent gefesselt. Besonders zum Schluss war ich so gebannt, dass ich es gar nicht recht in Worte fassen kann. Klingt vielleicht etwas übertrieben, aber ich habe die Anspannung quasi am ganzen Körper gespührt. Und genauso wie Nakamura schildert, dass die Waffe gleichzeitig Leichtigkeit und Tod zu einem Paar werden lässt, schafft er genau das in seiner Literatur.

Dabei stellt man sich immer wieder die Frage: Ist jeder Mensch zum Mord bereit, wenn er nur das richtige Werkzeug zugespielt bekommt? Löst der Revolver in Nishikawa die Fantasien aus? Oder bringen die Gedanken des Studenten den eigentlich toten Gegenstand erst zum Leben und führen ihn seinem Zweck zu? Birgt der Besitz des Revolvers Macht und Überlegenheit? Oder zieht er seinen Besitzer in den Abgrund?

Kann ein Mensch solche Gefühle für einen Gegenstand empfinden, der bei seinen zahlreichen Affären und Frauengeschichten ziemlich ungerührt gegenüber bleibt? Zum Teil erinnerte mich Nishikawa fast ein bisschen an Golum, der mit seiner „Sucht“ nach dem Ring bzw. seinem Schatz zu diesem manisch-besessenen Wesen wird. Und ich giere schon wieder nach dem nächsten Roman von Nakamura!

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