Fuminori Nakamura: Die Flucht

„Die Flucht“ heißt der neue Roman von Fuminori Nakamura. Nachdem ich bereits die ersten drei seiner Bücher, die vom Diogenes Verlag ins Deutsche übersetzt wurden, verschlungen habe, war meine Vorfreude auf diese Geschichte ebenfalls groß!

Gleich auf den ersten Seiten hat Nakamuras Story mich total gepackt. Eine mysteriöse Teufelstrompete. Ein junger Journalist. Und eine Verfolgungsjagd. Als Leser ist man sofort drin in diesem Szenario, dass eine Noir Krimi-Atmosphäre heraufbeschwört. Die Spannung ist hoch und wir wollen natürlich wissen, was es mit dieser Trompete auf sich hat? Und ob der Journalist sich vor seinen Feinden retten kann.

Aber dann verändert sich die Story. Während Journalist Kenji auf der Flucht ist, verliebt er sich in eine junge Frau namens Anh, die jedoch bei gewaltsamen Ausschreitungen stirbt. Getrieben von Trauer und dem Wunsch, die Geheimnisse der Trompete aufzudecken, begibt sich Kenji auf eine Reise, die ihn bis in die dunkelsten Kapitel der japanischen Geschichte führt.

Fuminori Nakamura legt mit “Die Flucht” seinen bisher komplexesten Roman vor

Durch Rückbelenden und die Aufzeichnungen des Trompeters Suzuki, dem das Instrument während des Zweiten Weltkriegs gehörte, erfährt Kenji von den Grausamkeiten des Krieges, der Christenverfolgung in Japan und den Auswirkungen des Atombombenabwurfs über Hiroshima und Nagasaki. Nakamura beschreibt die Schrecken der Vergangenheit mit eindringlicher Detailtreue und macht deutlich, dass die Geschichte nicht vergessen werden darf.

Gleichzeitig greift der Nakamura in „Die Flucht“ auch aktuelle Themen auf, wie den Rechtsruck der japanischen Regierung und die Ohnmacht derer, die dagegen ankämpfen. Durch seinen Protagonisten Kenji und dessen journalistische Arbeit erhalten wir einen schonungslosen Blick auf die japanische Gesellschaft und ihre Machthaber.

Nakamura schreibt wie gewohnt wirklich toll. Aber der Roman ist extrem anspruchsvoll und verschachtelt, mit mehreren ineinander verwobenen Handlungssträngen und einer komplexen Erzählstruktur. Für mich gab es immer wieder Stellen, die mich gefesselt haben beim Lesen. Aber andererseits auch sehr viele, bei denen ich mich gefragt habe, wo die Storyline eigentlich hin will und was mir dieser Roman sagen möchte. Deshalb konnte mich „Die Flucht“ leider nicht so sehr abholen wie die vorherigen Bücher von Nakamura.

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