John le Carré: Der Spion, der aus der Kälte kam

Erst im Dezember 2020 verstarb John le Carré. Und schon das Leben des britischen Bestsellerautors, der durch seine Spionageromane berühmt wurde, liest sich wie ein Krimi. So war le Carrés Vaters ein Hochstapler und Betrüger und in der Londoner Unterwelt nicht unbekannt. Immer wieder musste der Sohn ihm aus der Patsche helfen. Später wurde Bern die zweite Heimat von John le Carré. 1950 trat er dem Nachrichtendienst der britischen Armee in Österreich bei und verhörte Personen, die durch den Eisernen Vorhang geflüchtet waren. Er spionierte für den Security Service Sowjetagenten aus und wechselte 1960 zum Secret Intelligence Service. Während der Zeit der Berliner Mauer lebte er in der deutschen Hauptstadt und fing dort an, seine ersten Romane zu schreiben, die sich um den Kalten Krieg, Spionage und seinen bekanntesten Protagonisten George Smiley.

Mit seinem dritten Roman „Der Spion, der aus der Kälte kam“ gelang John le Carré 1963 der internationale Durchbruch. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und 1965 verfilmt mit Richard Burton in der Hauptrolle. Der Roman spielt kurz nach dem Bau der Berliner Mauer. Alex Leamas ist Leiter des Berliner Büros des britischen Secret Service. Alle seine Agenten werden jedoch von seinem Gegenspieler Mundt umgebracht. Deshalb wird Leamas zum Hauptbüro nach London zurückbeordert. Noch ein einziges Mal soll er eingesetzt werden, um Mundt auszuschalten. Dafür soll Leamas sich als Verräter an die DDR verkaufen…

Intrigen & Informationen vs. Karren & Knarren

John le Carrés Stil ist sehr schnörkellos und sachlich. Hier wird nicht lange um den heißen Brei geredet, sondern vieles als gegeben angenommen. So muss man als Leser doch so manches mal auch zwischen den Zeilen lesen lernen. Gleichzeitig fällt auf, dass dies keine Story a la James Bond ist. Hier gibt es keine coolen Karren, fancy Gadgets oder Knarren. Hier geht es in allererster Linie um Informationen, Täuschungsmanöver, Infiltrieren und Spionieren.

Gleichzeitig wird auch recht deutlich, dass ein Menschenleben nicht viel Wert ist, wenn man im Dienst des „Service“ steht. Privatsphäre? Gibt es nicht! Und Menschen sind nur kleine Figuren auf dem Schachbrett der großen Mächte – die doch recht skrupellos mit ihrem Spielzeug umgehen.

Wahrheit oder Fiktion?

Spannend fand ich an meiner Ausgabe des Buches vor allem auch das Vorwort des Autors, in dem le Carré schildert, dass alle Menschen denken, das seine Geschichten auch wirklich so geschehen sind. Das verneint er ganz deutlich, obwohl sie natürlich von Fakten inspiriert sind. Doch bevor er seine Krimis veröffentlichte hat er sie immer auch bei seiner Behörde vorgelegt – die zwar nicht begeistert war, aber die Romane doch durchgewunken hat. Das zeigt ja auch schon, dass nicht alles ebenso geschehen sein kann. Aber wenn man einen ehemaligen Spion als Autor hat, so weiß man doch, dass sein Leben sicherlich auch viel Einfluss auf diese Geschichten hatte. Und dass eben doch ein (großes) Fünkchen Wahrheit daran sein muss.

In jedem Fall lässt sich John le Carrés‘ Roman schnell weglesen und zieht einen ziemlich in seinen Bann. Für Krimifans ein absolutes Muss. Auch wenn mir das Buch schon fast etwas zu kurz vorkam und ich gerne noch weiter in die Welt von Alex Leamas abgetaucht wäre.

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