John Le Carre: Agent in eigener Sache

Kürzlich hatte ich das Glück in einem meiner liebsten Buchläden eine signierte Ausgabe von dem Spionagethriller „Agent in eigener Sache“ von John Le Carre zu erstehen. Nach „Der Spion, der aus der Kälte kam“ ist das schon mein zweiter Le Carre. Und ich muss sagen, diesen hier fand ich sogar noch packender als den ersten.

George Smiley war einmal Chef des britischen Geheimdienstes. Doch nun wird er aus dem Ruhestand zurück gerufen. Denn sein ehemaliger Agent Wladimir, ein Exil-Este und Leiter einer Widerstandgruppe, wird in London in einem Park hingerichtet. Wie sich herausstellt, hatte Wladimir eine Botschaft für Smiley und wollte dringend mit ihm in Kontakt treten. Es gehe um den Sandmann – Codename für Smileys ewigen russischen Widersacher Karla. Doch was führt dieser im Schilde?

Im zweiten Handlungsstrang stellt uns Le Carre Maria Ostrakowa vor. Die in Paris lebende russische Dissidentin bekommt auf einmal Post aus der Heimat. Ihr erster Mann sei verstorben und die gemeinsame Tochter solle nun nach Paris gebracht werden. Ostrakowa glaubt nicht daran, dass dieses Mädchen ihre Tochter sein soll. Die Frau wird unter Druck gesetzt. Menschen lauern ihr auf. Es kommt heraus, dass sie mit Wladimir in Kontakt war bevor dieser starb. Und dass sie verwickelt ist in einen verzwackten Plot, den Karla ausgearbeitet hat.

Auch ohne die anderen Bände aus der Smiley Reihe zu kennen, ist man schnell in der Handlung drin und kann die Hintergründe gut nachvollziehen. Die Story selbst ist jedoch komplex und geschickt aufgebaut. Nach und nach sammelt der Leser die Puzzlestücke mit Smiley zusammen, um herauszufinden, was Karla ausgeheckt hat. Manches dauert erst seine Zeit, bis durch die verschlungenen Handlungsstränge die Lösung offenbart wird. Aber so soll es in einem guten Krimi oder Thriller ja auch sein.

Wer Action und aufregende Verfolgungsjagden erwartet, ist bei Le Carre an der falschen Adresse. Vieles ist Ermittlungsarbeit. Aber auf den letzten Seiten braut sich doch noch ein packender Showdown zusammen. Ich habe mich dabei rundum gut unterhalten gefühlt. Da Le Carre selbst einmal beim Geheimdienst tätig war, versteht er es wie kein anderer, diese Spionagewelt in seinen Bücher zum Leben zu erwecken. Dabei spannt er seinen Handlungsbogen weit, aber hält einen dennoch in Armen. Für mich – wie gesagt – sogar noch mehr als beim „Spion, der aus der Kälte kam“. Für Krimi und Thrillerfans daher eine absolute Leseempfehlung!

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