Connie Palmen: Die Gesetze

Sieben Jahre, sieben Männer, sieben Beziehungen – die Protagonistin Marie in Connie Palmens Debütroman „Die Gesetze“ lernt während ihrer Studienzeit sieben völlig unterschiedliche Männer kennen: einen Astrologen, einen Epileptiker, einen Philosophen, einen Priester, einen Physiker, einen Künstler und einen Psychiater. Jeder dieser Personen ist ein Kapitel gewidmet. Zunächst wirkt das ganze noch wie mehrere Kurzgeschichten. Doch schnell wird klar, dass alle Erlebnisse miteinander verwoben sind.

Auch beim Inhalt denkt man nun vielleicht zunächst an einen Liebesroman. Aber auch das täuscht. Vielmehr kann man die Gesetze als eine Art Bildungsroman lesen. Die Protagonistin ist vielmehr auf der Suche nach sich selbst und nach den Gesetzen hinter dem Leben – aber auch jenen für ihr eigenes Leben.

Ich will eine Person werden, jemand mit einem eigenen Leben, mit Augen, die selbst sehen, auf ihre eigene Art, nicht auf die Art anderer. Und ich möchte auch gern Worte in mir aufsteigen hören, meine ureigenen Worte. Überall sitzt der Schmutz der anderen wie eine Kruste auf der Sprache, wie ein Schleier vor meinen Augen, so dass sie wie verschmiertes Glas aussehen.

Von den verschiedenen Männer, die hier quasi sinnbildlich für je eine andere Denkrichtung stehen, lässt sie sich inspirieren, hinterfragt ihre Denkweisen aber auch mit der Zeit. Denn selbstständiges Denken ist eines von Maries großen Zielen – und auch wenn dies leicht klingt, ist es das nicht immer. Vor allem die Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich und der Suche nach dem eigenen Platz im Leben kann oft schwierig und schmerzhaft sein. Das sieht man auch an den Männern, die sie trifft und die sich teils komplett selbst aufgeben auf dieser Suche.

Und auch Marie weiß, dass sie keinen einfachen Weg für ihr Leben gewählt hat. Sie will nicht aufhören, zu lernen, sich zu verwirklichen, ihren Traum von der Schriftstellerei zu verwirklichen. Auch wenn sie weiß, dass man sich als Autor offenbaren muss, dass andere über einen urteilen und ggf. sich auch über einen lustig machen. Aber Schreiben ist ihre Sehnsucht und ihre Leidenschaft und trotz der Angst vor dem Misserfolg muss sie diesen Traum dennoch leben.

Was einen ängstigt, muß man tun, es ist das sicherste.

Suche nach dem eigenen Ich

Auch wenn das Büchlein nur gut 200 Seiten hat, hat Connie Palmen es geschafft, die Zeilen intensiv auszunutzen und hat sie mit zahlreichen philosophischen Grundgedanken erfüllt. Hier trifft man neben Marie und ihren Männern auch auf die großen Dichter und Denker wie Nietzsche, Thomas Mann usw.

Zugegeben, ist es auch nicht immer ganz leicht diesen Gedanken zu folgen. Besonders beim Einstieg in die Geschichte, wenn der Astrologe der Protagonistin seitenweise ein Horoskop erstellt, war ich doch etwas irritiert, was für ein Buch mich hier erwartet. Und ob die Sonne nun im Widder oder im Krebs steht – sagt für mich herrlich wenig aus.

Aber wenn man sich erst einmal auf die Idee hinter der Geschichte eingelassen hat und an Connie Palmens besonderes Schreibstil gewöhnt hat, sind Die Gesetze ein ganz wundervolles Buch. Mir persönlich hat ihre Art zu schreiben total gefallen. Ich mochte die kleinen ironisch-witzigen Randbemerkungen. Eine meiner Lieblingsstellen ist diese:

Später haben mir viele Männer Bücher mit der Bemerkung geschenkt, nach der Lektüre würde ich sie besser verstehen. Sie erkannten sich in den Helden dieser Bücher wieder und waren überzeugt, ihnen zu gleichen.

Meist war dies ein Irrtum

Mir hat das Buch von Connie Palmen unheimlich gut gefallen. Ich glaube, es ist die Art von Geschichte, die man mehrfach lesen muss und dann immer wieder neue wundervolle Aspekte entdeckt, die einem zuvor entgangen sind. Ich kann euch das Büchlein also wirklich nur ans Herz legen.

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