Zadie Smith: Betrug

Eigentliche wollte sie nie einen historischen Roman schreiben, sagte Zadie Smith bei ihrer Lesung im November in Berlin. Aber jetzt hat sie es doch getan und ihr Buch „Betrug“ auf den Markt gebracht. Darin beleuchtet sie einen Gerichtsfall, der 1873 London in Atem hielt.

Damals behauptete ein Mann, der für tot erklärte Roger Tishborne zu sein. Ein gut betuchter Nobelmann, der auf einer Schiffsreise verunglückt sein sollte. Als wichtigster Zeuge in dem Fall tritt Andrew Bogle im Gericht auf. Ein ehemaliger Sklave aus Jamaika, der einst im Dienst des reichen Mannes stand.

Eigentlich sprechen alle Beweise gegen den angeblichen Tishborne, denn er kennt keine Namen seiner ehemaligen Bekannten und scheint auch auf einmal nicht mehr französisch sprechen zu können, das er früher fließend beherrschte. Aber in der Londoner Gesellschaft hat der Hochstapler eine große Fangemeinde. Denn er war wie ein Held, der der Aristokratie eins auswischte.

Diese Geschichte hat Zadie Smith eingeflochten in einen anderen Handlungsstrang. In dieser Hauptstory steht Eliza Touchet im Mittelpunkt. Sie ist Witwe und arbeitet als Haushälterin für ihren Cousin William Harrison Ainsworth, den einstmals berühmten Dichter. Früher war Ainsworth bekannter als Dickens. Doch nun ist der Schriftsteller auf dem absteigenden Ast.

Eliza verfolgt den Tishborne-Fall intensiv und freundet sich schließlich mit Andrew Bogle an. Die Handlung verfolgt ihre beiden Schicksale. Dabei schneidet Zadie Smith zahlreiche spannende Aspekte an, wie die Rolle der Frau in der damaligen Gesellschaft oder die Sklaverei. Ein Buch, dass sich gut weg lesen lässt.

Aber so richtig rund war die Story für mich nicht. Beide Handlungen hatten so viel Potenzial und interessante historische Ereignisse zu bieten. Für mich wäre es besser gewesen, wenn Zadie Smith daraus zwei verschiedene Romane gemacht hätte. So wirkte beides sehr komprimiert und zusammengepresst. Der Plot war zu episodisch. Die Figuren hatten keinen rechten Platz zur Entfaltung. Was super schade ist, denn eigentlich fand ich die Grundideen der Geschichte super interessant.

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