„Von der Schönheit“ dreht sich um die liberale und leicht unkonventionelle Familie Belsey, die in einer fiktiven Universitätsstadt namens Wellington lebt. Familienoberhaupt Howard Belsey ist ein weißer britischer Professor für Kunstgeschichte. Er ist verheiratete mit der afroamerikanischen Kiki. Gemeinsam haben sie drei Kinder: Jerome, Zora und Levi.
Das Leben der Familie scheint aus den Fugen zu geraten, als sich der älteste Sohn Jerome ausgerechnet für ein Praktikum bei Howards größten Kontrahenten, der konservativen Monty Kipps, entschließt. Und sich dann auch noch unsterblich in dessen Tochter Victoria verliebt und sie heiraten will.
Zadie Smith schafft es gekonnt, dass die beiden Familien auf die unterschiedlichsten Weisen begegnen. Während Howard und Monty sich akademisch anfeinden, scheinen ihre beiden Frauen eine zarte Freundschaft zu knüpfen, die von beiden Männern nicht gern gesehen wird.
Währenddessen versuchen die Kinder ihre eigenen Wege in die Welt und zu sich selbst zu finden. Jerome distanziert sich komplett von seinem Vater und wendet sich der Religion zu. Die ehrgeizige Zora versucht dagegen Howard in allen akademischen Dingen nachzueifern. Und Levi möchte ganz aus dem Elfenbeinturm der Familie entkommen und sich gegen soziale Ungerechtigkeiten einsetzen.
Auch wenn der Plot zunächst sehr simple daherkommt, sind die Themen, die dahinter stehen doch viel komplexer. Denn letztlich stehen alle Figuren vor der Frage: Wer bin ich? Dabei schließt die Frage unterschiedliche Schwerpunkte wie Kultur, Familie, Kunst, Politik, Klasse, Rassismus und Gesellschaft mit ein.
Inwieweit wird unsere Identität bzw. die der Charaktere durch diese Faktoren beeinflusst? Und inwieweit können wir unsere Identität selbst formen? Gleichzeitig hinterfragt der Roman gängige Vorstellungen von Schönheit und Moral und bietet einen kritischen Blick auf die intellektuellen und sozialen Spannungen unserer Zeit.
Mich hat dieser komplexe Roman absolut fasziniert. Dieses vielschichtige Chaos um die Belsey hatte einen unfassbaren Reiz auf mich ausgeübt. Und dass Zadie Smith eine wahnsinnig starke Erzählerin ist, ist definitiv auch kein Geheimnis.
Meine Kritik ist dagegen eher, dass Smith in diesem Roman vielleicht zu viel wollte. Diese ganzen Themen sind wichtig und absolut spannend. Zusammengenommen wirken sie aber auch manchmal etwas erschlagend. Und dann werden bestimmte Aspekte nur angerissen und bleiben mit losen Enden zurück.
Alles in allem ist „Von der Schönheit“ aber eine tolle Geschichte, die einen nachhaltig beschäftigt. Zadie Smith kreiert vielschichtige Charaktere und schafft es, den Leser mit ihrer einfühlsamen und scharsinnigen Erzählweise zu begeistern.