Lesetipp des Monats: Ist das ein Mensch?

Eckdaten zum Autor:

Primo Levi wurde 1919 in Turin geboren und starb dort im Jahr 1987. Levi war eigentlich Chemiker, ist aber vor allem für seine Bücher über sein Überleben des Holocausts bekannt. 1943 schloss Levi sich dem antifaschistischen Widersand in Italien an. Er versuchte sich mit einigen Kameraden einer Partisanengruppe anzuschießen. Kurz darauf wurden sie von der faschistischen Miliz gefasst. Levi hatte die Wahl: Entweder direkte Erschießung und Deportation als Jude. Und so landete er zunächst im KZ Fossoli bei Modena und wurde 1944 nach Ausschwitz deportiert. Dort musste er als Zwangsarbeiter für die I.G. Farben arbeiten. Er entging den Todesmärschen durch eine Scharlacherkrankung, durch die er – gemeinsam mit anderen Kranken – in einem Krankenhausbau zurückblieb und dort sich selbst überlassen war. Nach seiner Befreiung ging Primo Levi zurück nach Italien und begann zunächst nebenbei als Schriftsteller zu arbeiten. In seinen Werken verarbeitet er nachdrücklich seine Erfahrungen in Ausschwitz und gibt uns so auch heute noch Zeugnis von den grauenhaften Ereignissen dort.

Wichtigste und bekannteste Werke:

  • Ist das ein Mensch?, 1947
  • Wann, wenn nicht jetzt?, 1982
  • Die Untergegangenen und die Geretteten, 1986

Inhalt:

„Ist das ein Mensch?“ ist Primo Levis autobiographischer Bericht über seinen elfmonatigen Zwangsaufenthalt in Ausschwitz. Levi berichtet darin, wie er mit zahlreichen anderen Juden in das KZ gebracht wird. Von den 650 Frauen, Männern und Kindern in dem Zug überlebten nur 95 die erste Selektion und wurden ins Lager eingewiesen. Die anderen starben in den Gaskammern von Ausschwitz.

Levi berichtet vom Alltag im Lager. Von der Wichtigkeit, die auf einmal ein gutes Paar Schuhe oder der Besitz eines Löffels haben. Vom Mangel an Stoff, der so schnell zum inoffiziellen Zahlungsmittel im Lager wird. Und dass man sein weniges Hab und Gut niemals aus den Augen lassen darf. Nicht mal bei Duschen oder Schlafen.

Unsere Meinung:

Primo Levis Roman „Ist das ein Mensch?“ geht beim Lesen wirklich unter die Haut. Immer noch unbegreiflich scheint es, dass diese Dinge, die der Autor dort schildert, wirklich passiert sind und das vor gar nicht mal so langer Zeit. Trotz Levis sehr nüchternen und sachlichen Schreibstil wird das Grauen nicht kleiner. Man erfährt, wie die Insassen des KZs entmenschlicht und gedemütigt werden. Ihre Träume werden von Hunger bestimmt. Ihre Tage von Hoffnungslosigkeit. Denn sie glauben, dass sie Ausschwitz „nur durch den Kamin“ verlassen können.

„Mensch ist, wer tötet. Mensch ist, wer Unrecht zufügt oder leidet; kein Mensch ist, wer jede Zurückhaltung verloren hat und sein Bett mit einem Leichnam teilt. Wer darauf gewartet hat, bis sein Nachbar mit Sterben zu Ende ist, damit er ihm ein Viertel Brot abnehmen kann, der ist, wenngleich ohne Schuld, vom Vorbild des denkenden Menschen weiter entfernt als der roheste Pygmäe und der grausamste Sadist.“

Primo Levi: Ist das ein Mensch?

Aber Primo Levi will keine Anschuldigungen hervorbringen. Sondern einfach nur aufzeigen, berichten, informieren. Und trotz der vorherrschenden Grausamkeit beschreibt er auch die Solidarität, die sich hier und da abzeichnet. Von vereinzelten Freundschaften, die sich bilden und die zum Überleben beitragen.

So distanziert und sachlich Pimo Levis Stil auch ist, lässt er einen dennoch sprachlos zurück. Geschockt von dem, was damals passierte. Denn trotz der Jahre dazwischen bleibt das Geschehene immer noch krass und unfassbar. Ich hatte bereits “Die Untergegangenen und die Geretteten” von Levi gelesen und selbst wenn man seine Geschichte bereits kennt, schockiert sie immer wieder. Ein wichtiges Buch, dass wir nicht vergessen sollten!

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