Lilli Beck: Mehr als tausend Worte

Lilli Beck schildert in ihrem Roman „Mehr als tausend Worte“ die tragische Geschichte einer jüdischen Familie in Nazi-Deutschland.

Die Geschichte beginnt in der Progromnacht Die Gestapo stürmt das Haus des jüdischen Arztes Samuel Landau in Berlin. Damit beginnt das Leben von ihm und seiner Familie komplett aus den Fugen zu geraten. In seiner Not traut Landau dem Blockwart Karoschke, der vorspielt, der Familie zu helfen. Aber stattdessen nutzt er die Situation für seine Zwecke aus und bereichert sich durch die Not der Landaus.

Immerhin können die Landaus ihre 16jährige Tochter Aliza mittels Kindertransport nach England schicken. Die Eltern sind heilfroh, wenigstens ein Kind in Sicherheit zu wissen. Aber Aliza ist gar nicht glücklich, die Familie zurückzulassen. Und auch von ihrem Verlobten Fabian musste sie sich trennen. Am liebsten würde die junge Frau nach Deutschland zurückkehren. Denn in den Briefen verschweigt die Familie oft, wie schlimm die Situation daheim wirklich ist. Außerdem wird Aliza als Deutsche in England nicht mit offenen Armen empfangen. Je schlimmer der Krieg wird, desto mehr Anfeindungen ist auch sie dort ausgesetzt. Immerhin findet sie in Mizzi eine Freundin, die das gleiche durchgemacht hat!

Zugegeben: Ich hätte mir das Buch im Laden wahrscheinlich nicht ausgesucht. Titel und Cover wirkten etwas schnulzig für meine Verhältnisse. Eine Freundin hatte es mir geschenkt. Aber Lily Becks Geschichte hat mich wirklich positiv überrascht. Die fiktive Geschichte der Landaus, die hier nur als ein Beispiel für die vielen Schicksale der Juden in Deutschland stehen, geht einem beim Lesen wirklich nah. Für mich kam außerdem noch hinzu, dass die Geschichte in meiner Heimatstadt Berlin spielt. Ich viele Straßen und Orte kennen, die beschrieben werden. Sowohl vor dem Krieg als auch zum Schluss der Handlung, wenn die Stadt völlig zerbombt ist.

Mein Problem mit Lilli Becks Erzählung war allerdings das Ende. Das wirkte nach dem langen und einfühlsamen Aufbau der Handlung ziemlich abrupt und ziemlich konstruiert. Als ob ein Happy End mit Gewalt herbeigeführt werden musste. Eine Figur macht hier einen kompletten Sinneswandel durch, der recht unmotiviert wirkt.

Bis auf das Ende schafft Lilli Beck es, uns auf eine Zeitreise in die düsteren Zeiten von Hitler-Deutschland mitzunehmen. Erschreckend und schonungslos ist die Geschichte, sprüht aber dennoch auch vor Hoffnung auf eine bessere Welt!

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