Claire Keegan: Kleine Dinge wie diese

Im Frühjahr hatte ich erst „Das dritte Licht“ von Claire Keegan gelesen. Der Roman hat mich so umgehauen, dass ich unbedingt auch „Kleine Dinge wie diese“ lesen wollte!

Auch dieser Roman von Keegan ist nur ca. 100 Seiten stark. Darin schildert sie die Geschichte des irischen Kohlenhändlers Bill Furlong. Es sind schwere Zeiten und es ist bitterkalt in diesem Winter 1985. Aber Bill und seine Familie versuchen die Dinge positiv zu sehen.

Bill wuchs als Sohn einer unverheirateten Mutter auf. Nur durch die Hilfe der freundlichen Mrs. Wilson, für die die Mutter arbeitete, konnten die beiden diese knifflige Situation überstehen im erzkatholischen Irland. Nun ist er selbst verheiratet und hat fünf Töchter. Er kann ihnen nicht allzu viel bieten. Aber sie haben ein Dach über dem Kopf, Essen auf dem Tisch und bekommen eine Ausbildung an der örtlichen Klosterschule, während viele der Nachbarn in schwerer Armut leben.

Bill hat ein gutes Herz und versucht den Schwächeren zu helfen, wenn es geht. Auch wenn ihn seine Frau öfter dafür ausschimpft. Aber er weiß, dass sein Leben ganz anders hätte verlaufen können, wenn Mrs. Wilson nicht so gütig mit seiner Mutter gewesen wäre. Deshalb will er seinen Teil zur Gesellschaft zurückgeben.

Keegan schildert ein dunkles Kapitel der irischen Geschichte

Eine seiner Lieferungen bringt Bill zum örtlichen Kloster. Dort gibt es eine Magdalenenwäscherei. Eine Einrichtung in der unverheiratete, alleinerziehende Mütter unter übelsten Bedingungen zur Arbeit gezwungen werden. Eines der Mädchen findet Bill halb erfroren und kaum ansprechbar im Kohlenkeller. Dieser Anblick lässt ihn nicht los! Soll er dem Mädchen aus dieser unfassbaren Situation helfen? Oder soll er auf seine Frau und auf die Warnungen der Leiterin des Klosters hören? Denn diese droht ihm, sich nicht einzumischen. Denn schließlich gehen auch seine Töchter in die Klosterschule.

Keegan hat mit „Kleine Dinge wie diese“ ein ergreifendes und erschreckendes Buch geschrieben, das dennoch beim Lesen wunderschön anmutet und einen an das Gute im Menschen glauben lässt. Es ist eine Anklage an die katholische Kirche und ihre üblen Machenschaften, die über Jahre geduldet wurden.

Wie leider auch heute noch schauen Menschen oft lieber weg, als anderen zu helfen. Und Menschen in Führungspositionen nutzen ihre Macht über Schwächere viel zu sehr aus. Doch das Buch macht auch Hoffnung! Dass es eben auch Menschen mit gutem Herz gibt. Menschen, die sich einsetzen und sich engagieren. Bei Keegan stimmt einfach jedes Wort. Wie sie in so wenigen Seiten so eine vielschichtige, umfassende Geschichte verpackt und so viele Gefühle weckt, ist absolute Kunst. Und es lässt mich hoffen, dass es in vielen Menschen heute auch ein kleiner Bill Furlong schlummert.

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