Ingrid Noll: Gruß aus der Küche

Im Diogenes Verlag ist vor Kurzem ein neuer Roman von Ingrid Noll erschienen. Bereits ihre früheren Bücher hatten kulinarische Titel, wie „Tea Time“ oder „Der Mittagstisch“. Nun sendet die Bestseller-Autorin ihren Lesern einen „Gruß aus der Küche“. Darin verlässt sie ihre Komfortzone des Krimis und bietet uns eher ein sarkastisch-amüsantes Amuse-Gueule.

Die Handlung von Nolls „Gruß aus der Küche“ spielt sich in einem vegetarischen Restaurant namens „Aubergine“ ab. Dieses hat die energischen Inhaberin Irma vor kurzem übernommen. Einst war es das Gasthaus „Zum Hirschen“. Aber Irma stellt das Konzept des traditionellen Restaurants auf den Kopf, indem sie nur noch vegetarische Gerichte serviert. Einerseits leidet Irma sehr unter ihren üppigen Kurven, über die sich die Menschen im Ort schon seit ihrer Kindheit lustig machen. Andererseits hat sie ein gutes Herz, stellt oft Aushilfen an, die nicht qualifiziert sind, aber Geld benötigen.

Zu den helfenden Händen im Restaurant zählt auch Josh. Der Dauerstudent ohne Abschluss und Ausbildung übernimmt in der „Aubergine“ die Rolle als Kellner, Buchhalter und Handwerker. Dazu kommt Irmas langjährige Freundin Nicole, die etwas einfach gestrickt ist, aber ganz gut kochen kann. Neu zum Team dazu kommen der „Gemüsemann“ alias Rentner Vinzent mit seinen Doktortiteln, der sich in der Küche verdient, um etwas Gesellschaft zu bekommen. Und dann ist da noch die turbulente Praktikantin Lucy. Sie hat kein Bock auf Schule mehr. Aber ihre Eltern zwingen sie, sich eine Aufgabe zu suchen.

Ingrid Noll würzt ihre Geschichte mit reichlich spleenigen Gestalten

Alle diese unterschiedlichen Persönlichkeiten tragen zum munteren Potpourri von Nolls Geschichte bei. Kapitelweise wechselt die Perspektive, sodass wir immer wieder in die Gedankenwelt der Figuren eintauchen können und ihre Spleens und Motivationen besser kennen lernen.

Trotzdem wirkte die Handlung für mich etwas ungesalzen und als ob der Pfeffer darin gefehlt hätte. Irma als Charakter wirkte auf mich ziemlich wandelbar: von überenergisch und backpfeifenverteilend zu liebevoll-besorgt. Viele Witze wirkten eher klamaukig, zum Beispiel, wenn Josh der armen Nicole falsche englische Redewendungen beibringt.

Auch die Sprechweise von Lucy habe ich als nicht authentisch empfunden, da sie mit einer unnatürlichen Mischung aus Jugendsprachen um sich wirft. Die scheint eher aus meiner Jugend zu stammen, als aus der heutigen Zeit und wirkt ziemlich cringe. Auch die Liebesanbandlungen zwischen der minderjährigen Lucy und dem wesentlich älteren Josh fand ich ziemlich unpassend.

Für mich war „Gruß aus der Küche“ von Ingrid Noll deshalb leider kein Volltreffer. Ich würde definitiv wieder ein Buch von Noll lesen. Vor allem, weil ich „Die Apothekerin“ echt grandios fand. Aber dieses hat meinen Geschmack leider nicht getroffen.

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