Haruki Murakami: Von Beruf Schriftsteller

Und gleich noch ein Murakami! Nachdem ich „Erste Person Singular“ gerade erst gelesen habe, wollte ich gleich das nächste Buch von de japanischen Bestsellerautor lesen, das noch bei mir im Buchregal lag. „Von Beruf Schriftsteller“ kann quasi als Murakamis Autobiografie verstanden werden. Und bisher durften wir als seine Leser wohl noch nie so nah an den zurückgezogen lebenden Schriftsteller herantreten.

Wer hinter „Von Beruf Schriftsteller“ also einen typischen Murakami-Roman erwartet, der wird hier vielleicht enttäuscht. Aber durch dieses Buch kann man viel über seine Gedankengänge lernen, wie er überhaupt zum Schreiben kam oder von seiner Liebe zur Musik, zum Baseball und natürlich zur Literatur. Gleichzeitig stellt sich der Autor auch seinen Kritikern, die hinter jeder Ecke zu warten scheinen.

Wir erfahren, wie er früher eine Bar betrieb. Dass Murakami kein nennenswert guter Student war. Dass er bei vielen Dingen einfach Glück im Leben hatte. Und wie er seine erste Geschichte zu Papier gebracht hat, mit allen Korrekturschleifen und Änderungen und wie er dadurch seinen ganz eigenen Schreibstil gefunden hat.  Nämlich indem er seine Geschichte erst auf Japanisch aufschreibt, dann ins Englische übersetzt – und dann wieder zurück ins Japanische.

Schriftsteller versus Buchkritiker

Und auch bei dieser Autobiografie scheint Murakami sich selbst treu zu bleiben. Nie lässt er sich ganz in die Karten schauen. Immer bleibt er etwas kryptisch und distanziert beim Schreiben. Aber ich fand es schön, zu lesen, wie er sich gegen seine Kritiker etwas zur Wehr setzt. Dass er – auch ohne den Nobelpreis oder sonstige Auszeichnungen – einfach weiterschreiben will. Und dass es eigentlich ein leichtes ist, einen Roman zu schreiben. Denn dafür benötigt man nur Wörter, die man aufschreiben muss. Aber um von Beruf her Schriftsteller zu sein, benötigt man viel Phantasie und einen unerschöpflichen Vorrat an Geschichten.

Spannend fand ich auch, dass er in diesem Buch auch erzählt, warum er seine Geschichten und Romane lange Zeit nur aus der Sicht der ersten Person singular schrieb. Und wieso er sich schließlich davon wegentwickelte. Das passte natürlich wunderbar zu dem Buch, das ich davor erst von ihm gelesen hatte.

„Von Beruf Schriftsteller“ ist sicherlich eher etwas für die eingefleischten Murakami-Leser. Wer den Autor noch nicht kennt, sollte eher mit einem seiner tollen Romane beginnen, um ein Feeling für diesen besonderen Stil zu bekommen. Für alle anderen ist es eine wunderbare Möglichkeit, Murakami doch etwas näher kennenzulernen und seine Gedanken besser nachzuvollziehen.

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