Haruki Murakami: Erste Person Singular

Endlich wieder neues Lesefutter von Haruki Murakami! Endlich können wir wieder in diese surreale, faszinierende Welt des japanischen Bestseller-Autors abtauchen. Bei dem gerade erst im Dumont Verlag herausgegebenem Buch handelt es sich um eine Sammlung von acht Kurzgeschichten von Murakami.

Eigentlich bin ich kein großer Fan von Kurzgeschichten. Immer, wenn man sich gerade in die Welt der Erzählung eingefühlt hat, ist die Geschichte auch schon vorbei. Das gilt natürlich nicht für alle Short Stories. Aber oft geht es mir leider so. Ausnahmen sind vielleicht die von Edgar Allen Poe – und von Murakami. Er schafft es einfach mit seinem einzigartigen Erzählstil einen gleich vom ersten Satz zu fesseln. Aus unscheinbaren und banalen Events, wie zum Beispiel einem Baseball-Spiel seiner Lieblingsmannschaft, zaubert er eine ganze Geschichte, die einen total fesseln kann.

Andererseits schafft Murakami es, das man ihm einfach alles glaubt – auch wenn die Fakten gar nicht wahr sein können. So erzählt er in der Geschichte um Charlie Parker Plays Bossa Nova davon, dass der Jazz-Musiker angeblich 1963 ein Album aufgenommen hat mit Bossa Nova – und das obwohl Parker 1955 starb. Und nicht zu vergessen Murakamis kafkaeskes Talent. So begegnet der Protagonist in einer Geschichte in einem Dampfbad einem Affen, der sprechen kann und davon berichtet, wie er Frauen die Persönlichkeiten stiehlt.

Wiederkehrende Motive: Musik, Literatur, Liebe

Allen Geschichten gemeinsam ist, dass sie – wie der Buchtitel schon sagt – in der ersten Person Singular geschrieben sind. Das ist eine der beliebtesten Perspektiven von Murakami, die vor allem in seinen früheren Romanen und Geschichten verwendet. Auch die Motive sind ganz Murakami-typisch: Es geht viel um Musik, dabei kommt besonders die Vorliebe des Autors zu Jazz wieder zu tragen. Es geht um vergangene Liebesgeschichten, gescheiterte Beziehungen, merkwürdige Begegnungen mit Menschen und welchen Einfluss diese auf das Leben des Protagonisten haben. Oft verschwimmen hier die Grenzen zwischen Realität und Fiktion, zwischen Autor und Protagonist. Und wie immer bleibt alles im leicht Mystischen. Die Enden der Geschichten offen. Sodass wir als Leser selbst gezwungen sind, uns einen Reim daraus zu machen.

Murakami hat es wieder geschafft mich total in seinen Bann zu ziehen. Der einzige Haken: Das Büchlein ist mit seinen gut 200 Seiten viel zu kurz. Ich habe jede Geschichte einzeln gelesen und immer eine Pause dazwischen gemacht. Und trotzdem war das Buch nach einem Wochenende ausgelesen. Nun heißt es wieder lange warten auf neuen Murakami-Nachschub!

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