Franz Kafka: Amerika

„Amerika“ oder auch „Der Verschollene“ ist einer der drei unvollendeten Romane von Franz Kafka. Die Fragmente entstanden zwischen 1911 und 1927. Auch wenn ein Kapital noch zu Lebzeiten Kafkas in einem Magazin erschien, wurde die Geschichte, soweit vorhanden, erst vollständig von Franz Kafkas Freund Max Brod postum veröffentlicht.

„Amerika“ ist tatsächlich der am wenigsten kafkaeske Roman. Er schildert die Geschichte von Karl Roßmann. Der junge Mann wird von seinen Eltern verstoßen, weil er eine Affäre mit einem Dienstmädchen hatte und dieses nun schwanger ist. Er muss seine deutsche Heimat verlassen und reist per Schiff nach Amerika, um sich dort ein neues Leben aufzubauen. Doch auf dem Weg zu einem besseren Leben stolpert er von einem Abenteuer ins nächste.

Schon auf dem Schiff trifft er auf seinen reichen Onkel, der ihn zunächst aufnimmt und durchfüttert. Doch durch seine Gutgläubigkeit und den Einfluss falscher Freunde, verstößt auch der Onkel ihn. Karl muss sich alleine durchschlagen. Er trifft auf kuriose Charaktere, manche helfen ihm, andere wollen ihn nur ausnutzen. Trotz diverser Schicksalsschläge bleibt Karl dabei immer Optimist und findet ein Schlupfloch.

Im Gegensatz zu Franz Kafkas anderen Werken, wirkt dieses Romanfragment immer hoffnungs- und humorvoll. Natürlich gibt es ein paar Parallelen. Schon der Name des Helden weist auf das typische Kafka-K hin. Und auch Karl ist, wie Kafkas Helden sonst immer, auf der Suche nach Zugehörigkeit bzw. ist ein Vertriebener und ein Mensch in der Fremde. Außerdem erscheinen zahlreiche Vaterfiguren, mit denen Karl interagiert.

Aber statt der sonst oft düstern Stimmung oder sehr abstrakten Handlungen ist „Amerika“ von Franz Kafka ein sehr „greifbarer“ Roman, der sich gut nachvollziehen lässt. Es wirkt wie ein Bildungsroman in dem wir Karl auf dem Weg zu sich selbst begleiten. Zumindest bis zum Ende der vorhandenen Seiten.  Ob Kafka seinem Karl zum Schluss ein hoffnungsvolles Ende ermöglichen wollte, bleibt offen.

Franz Kafka war selbst nie in Amerika. Aber hier wird dennoch seine Kritik am „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ deutlich. Denn ohne Beziehungen und die richtigen Kontakte hat ein Einwanderer wie Karl es schwer, in dieser Gesellschaft Fuß zu fassen. Wer nicht aufpasst, wird von anderen ausgenutzt.

Auch wenn der Roman nicht fertiggestellt wurde, ist das Buch eine spannende Lektüre. Denn hier sieht man einmal eine ganz andere Seite von Kafkas Talent als Autor.

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