Vor kurzem hat mir meine Chorleiterin ein Buch geschenkt: „Die Herrlichkeit des Lebens“ von Michael Kumpfmüller. Denn sie hat sich daran erinnerte, dass Kafkas Erzählungen ein Thema meiner Abschlussprüfung an der Uni waren. Sie selbst hat das Buch verschlungen und war sehr begeistert von der Story. Das hat natürlich sehr neugierig gemacht und so habe ich den Roman ebenfalls schnell gelesen.
Kumpfmüller erzählt in „Die Herrlichkeit des Lebens“ das letzte Lebensjahr von Franz Kafka. Hier lernen wir den Schriftsteller nicht als rätselhafte, abstrakte Figur kennen. Auch seine kafkaesken Erzählungen stehen nicht im Vordergrund. Sondern es geht um Franz, einen schwerkranken, liebenden Mann.
Im Sommer 1923 begegnet der an Tuberkulose erkrankte Kafka in einem Ostseebad Dora Diamant, einer jungen Frau, die in ihm neue Lebensfreude weckt. Das Ungewöhnliche: Kafka, sonst so zurückgezogen, wagt mit Dora ein gemeinsames Leben – trotz Armut, Krankheit und der schwierigen wirtschaftlichen Lage im Berlin der Weimarer Republik.
Kumpfmüller fokussiert sich auf das Liebes- und Alltagsleben dieses Paares. Ihre Beziehung erscheint dabei wie eine Oase inmitten der Widrigkeiten. Dora und Franz finden Trost und Halt bei und miteinander, bis zu Kafkas Tod im Jahr 1924. Dabei verzichtet Kumpfmüller komplett darauf, Kafkas literarisches Werk zu erklären oder zu deuten. Stattdessen ist es ein leises, einfühlsames Porträt eines großen Schriftstellers in seinen letzten Monaten.
Kumpfmüllers Sprache ist berührend und feinfühlig, und dennoch fehlt es der Geschichte nicht an Klarheit. Er zeigt einen Kafka, der geliebt hat, gelitten hat und dem die letzte Zeit eine Art Freiheit schenkte. Einfühlsam und eindrucksvoll. Ein Buch, das Kafka als Menschen zeigt – voller Sehnsucht und Stärke.