Yasunari Kawabata: Tausend Kraniche

Yasunari Kawabata war der erste japanische Autor, der den Nobelpreis für Literatur erhielt. Er ist bekannt für seine lyrische, poetische Prosa. Grund genug, sich einmal seinen Roman „Tausend Kraniche“ näher anzuschauen.

Die Geschichte spielt in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Mittelpunkt der Handlung steht Kikuji, ein junger Mann, dessen Eltern verstorben sind. Er sitzt plötzlich zwischen den Stühlen der beiden Geliebten seines Vaters: Chikako ist eine Meisterin der Teezeremonie mit einem großen Muttermal auf der Brust. Erst scheint es, als hätte sie gute Absichten, indem sie Kikuji mit einer möglichen Heiratskandidatin bekannt macht. Doch in Wahrheit versucht sie den jungen Mann für ihre Zwecke zu manipulieren.

Auf der anderen Seite steht die mütterliche, sensible Frau Oota. Wie sein Vater fühlt auch Kikuji sich von ihrer Wärme angezogen. Und dann gibt es da noch ihre Tochter Fumiko, die wie Kikuji in das Geheimnis der Affäre ihrer Eltern eingeweiht war.

Kawabata zwischen Sehnsucht und Kritik

Yasunari Kawabata die Leser in eine Welt der subtilen Schönheit und der tiefsinnigen menschlichen Beziehungen. Das Buch ist ein Meisterwerk der japanischen Literatur und vermittelt einen Einblick in die komplexe japanische Kultur, insbesondere die Kunst der Teezeremonie. So vergleichen sich Kikuji und Fumiko an einer Schlüsselszene beispielsweise mit antiken Schalen. Gleichzeitig symbolisiert die hinterhältige Chikako aber auch den Zerfall dieser japanischen Tradition, den Kawabata hier anprangert.

„Tausend Kraniche“ ist ein zartes Buch voller Sehnsucht: Sehnsucht nach Liebe und Freundschaft, Sehnsucht nach Reue und Sehnsucht nach Sinnfindung in dieser komplizierten Welt. Eines der Hauptthemen des Romans ist, wie sich die Sünden der Eltern auf die Kinder übertragen. So sehr sie auch fliehen wollen, sie können es nicht.

Yasunari Kawabata erzählt eine unaufgeregte und langsame Geschichte. Die Atmosphäre, die er mit seinen scheinbar schlichten Worten aber heraufbeschwört, ist von Anfang an intensiv und beklemmend.

Kawabatas lyrische Prosa voller Symbolik verzaubert beim Lesen. Trotz der nur 100 Seiten habe ich jedes Wort ganz intensiv eingesogen. Ein durch und durch bezauberndes Buch, das mich absolut begeistert hat.

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