Knut Hamsun: Segen der Erde

Vor kurzem habe ich erst Knut Hamsuns Roman „Hunger“ gelesen. Dieser zählt definitiv zu den bekanntesten Büchern des norwegischen Autors. Doch den Nobelpreis für Literatur bekam Hamsun für seine Geschichte „Segen der Erde“. Grund genug, sich das einmal genauer anzuschauen.

Die beiden Werke könnten nicht unterschiedlicher sein. Während „Hunger“ durch seinen skurrilen Protagonisten und Gedankensprünge besticht, bringt Hamsun mit „Segen der Erde“ ein wunderschön geschriebenes und mitreißendes Landschaftsepos auf Papier. Knut Hamsun schildert darin mit fast schon biblischer Kraft von der elementaren Verbindung des Menschen mit der Erde.

Der Bauer Isak siedelt sich in der norwegischen Wildnis an. Er baut sich eine Hütte und versucht, das Land nach und nach zu bestellen. Kurz darauf trifft er auf Inger. Die junge Frau wurde wegen ihrer Hasenscharte bisher immer ausgegrenzt. Inger und Isak beginnen nun ein gemeinsames Leben. Mit viel Schweiß und Mühe bringen sie es zu bescheidenem Wohlstand und gründen eine Familie.

Während sie im Einklang mit der Natur leben, entwickelt sich um sie herum das Land und die Leute weiter. Die einst noch entfernte Stadt wächst immer näher, die Grundstücke um sie herum werden aufgekauft und moderne Technik hält Einzug. Alle Versuchungen des modernen Lebens können Isak nichts anhaben. Korrupte Politiker, reiche Amtsmänner oder hinterhältige Verwandte lassen ihn kalt. Er bleibt sich treu. Für ihn zählt nur das Leben im Einklang mit der Natur.

Obwohl der Roman sehr einfach erzählt ist, hat Knut Hamsun ein besonderes Auge für Details. Und so ist man schon nach wenigen Seiten völlig fasziniert von dieser Hommage an das Landleben. Sein Schreibstil ist vollkommen malerisch und beruhigend. Mit seinen Worten erweckt er die norwegische Wildnis auf wunderbare Weise zum Leben, sodass man am liebsten auch gleich losziehen und sich eine Holzhütte im Nirgendwo bauen will. Als Leser ist man völlig vernetzt mit diesem ländlichen Leben und wird hineingezogen in diese Idylle.

Hervorzuheben an dieser neuen Ausgabe des Buches im Reclam Verlag ist auch das Nachwort von Gabriele Haefs. Darin wird auch die mehr als fragwürdige Haltung Knut Hamsuns gegenüber den Nationalsozialisten thematisiert. Damit ist er ein ganz klarer Fall für die Kategorie „Werk vs. Autor“. Sein Schreiben ist völlig faszinierend und fesselnd. Doch von der politischen Einstellung des Autors muss ich mich ganz klar entfernen. Wenn man im Nachwort liest, dass Knut Hamsun Goebbels seine Nobelpreismedaille schenkte, um ein Treffen mit Hitler zu bekommen. Und selbst nach Hitlers Tod noch einen positiven Nachruf auf ihn schrieb, kann man nur schockiert sein ob dieser Haltung und sich explizit davon entfernen.

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