Hasenherz oder „Rabbit run“ aus dem Jahr 1960 ist der Auftakt zu John Updikes fünfbändiger Reihe über seinen Helden Harry „Rabbit“ Angstrom. In diesem ersten Roman begleiten wir den 26jährigen Rabbit über fünf Monate in seinem Leben.
Rabbit ist ein Durchschnittstyp. Er ist ein Jedermann. Er kann nichts wirklich gut. Und nichts wirklich schlecht. Er lebt in einer kleinen Stadt in Pennsylvania und hat dort einen Job der ihn total anödet. Nur in der Highschool war er mal ein richtig guter Basketball-Spieler. Doch das ist lange her.
Inzwischen hat er seine Arbeitskollegin Janice geheiratet. Sie haben einen Sohn und Janice erwartet das zweite Kind. Die Ehe läuft schlecht und kam nur zustande, weil Janice schwanger war. Aus dem Highschool Jock und der Prom Queen sind zwei runtergerockte Erwachsene geworden, die ihr Leben und sich gegenseitig hassen. Janice greift zum Alkohol. Und Rabbit rennt schließlich davon, landet erst bei seinem ehemaligen Basketball Coach und flüchtet sich schließlich in eine Affäre mit der Gelegenheitsprostituierten Ruth.
Auch diese Beziehung steht unter keinem guten Stern. Die beiden sind gefangen in ihrem Machtspielchen, wer die Oberhand über den anderen gewinnt. Ein befreundeter Pfarrer bringt Rabbit schließlich dazu, es noch einmal mit Janice zu versuchen. Sie hat inzwischen eine kleine Tochter auf die Welt gebracht. Doch diese zweite Zusammenführung endet mit einem tragischen Schicksalsschlag – der es wirklich in sich hat!
Der Inhalt von Updikes ersten Band dieser Reihe ist eigentlich schnell erzählt. Zu viele Ereignisse gibt es nicht. Vielmehr versucht Updike das Innenleben seines tragischen Helden auszuleuchten. Er ist permanent im Zweifel, kämpft mit sich selbst und seinen Emotionen und findet keinen Ausweg aus seiner frustigen Lage.
Ehrlich gesagt, konnte ich dabei Seiten lang nicht mitleiden. Vielmehr hat mich Rabbit, dieser Angsthase, wütend gemacht. Denn wegrennen und Kopf ist den Sand ist doch keine Lösung für Probleme. Einfach abzuhauen und seine Frau und die – später – zwei kleinen Kinder im Stich zu lassen? Dabei denkt dieser Anti-Held auch noch völlig politisch inkorrekt, egoistisch und ist zeitweise einfach nur unsympathisch.
Doch Updike schaff es geschickt, das Ruder wieder herumzureißen und setzt den tragischen Höhepunkt zum Schluss des Buches gekonnt ein. An dieser Stelle will ich gar nicht zu viel verraten. Aber ich war wirklich geschockt und der Wandel der Handlung hat mich sehr betroffen gemacht. Dadurch hat sich meine Antipathie Rabbits gegenüber zwar nicht komplett in Luft aufgelöst, aber nun möchte ich wissen, wie die Geschichte weitergeht. Gleichzeitig hoffe ich, dass Rabbit mich nicht wieder komplett auf die Palme bringt im zweiten Band.
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