Hanif Kureishi: Der Buddah aus der Vorstadt

„Der Buddha aus der Vorstadt“ ist das Erstlingswerk von Hanif Kureishi. Dafür wurde der britische Autor auch gleich mit dem Whitbread Book Award für den Besten ersten Roman ausgezeichnet. Die Geschichte enthält zahlreiche autobiografische Erlebnisse von Kureishis und seiner Familie.

Statt Kureishi spielt hier aber sein Protagonist, der 17jährige Karim Amir, die Hauptrolle. Seine Mutter ist Britin, sein Vater stammt aus Indien. Eigentlich sollte der Vater nur in England studieren und dann als Rechtanwalt nach Bombay zurückkehren. Stattdessen hat er seine Frau Margaret geheiratet und bekam zwei Söhne. Nun ist Karim im London der 70iger Jahre zum Teenager geworden und mit der Schule fertig.

Sowohl Karim als auch der Vater Haroon scheinen in einer Sinnkrise zu stecken. Beide wissen nichts mit ihrem Leben anzufangen und sind unglücklich mit ihrer Situation. Der Vater fängt schließlich eine Affäre mit Eva an, die öfter Empfänge und Veranstaltungen ausrichtet, bei denen der Vater als Indien- und Buddhismusexperte auftritt.  

Karim wiederum freundet sich mit Evas Sohn Charlie an, der Rockmusiker ist. Obwohl Karim eine lockere „Freundschaft plus“ mit seiner Cousine Jamila betreibt, beginnt er mit Charlie eine ähnliche Beziehung. Eva nimmt sowohl Haroon als auch Karim unter ihre Fittiche. Sie verlassen gemeinsam das Haus der Familie in der Vorstadt und ziehen in Evas City-Apartment. Dort sind sie von Londons hipper Künstler-, Musiker- und Theaterszene umgeben. Die Mutter und der jüngere Bruder wie auch andere Verwandte bleiben bei diesen Abenteuern auf der Strecke.

In London ist Upper Class begeistert von Harrons Lehren. Und Eva verschafft Karim seinen ersten Job am Theater bei einem berühmten Regisseur. Die Rolle: er soll Mogli aus dem Junglebuch spielen. Dafür sei er prädestiniert, denn er kommt ja auch Indien. Harron und Karim scheinen auf der Karriereleiter nach oben zu klettern. Dabei bleiben individuelle Wünsche, Freundschaften und Familie auf der Strecke. Stattdessen steht für die beiden nur die Selbstverwirklichung im Vordergrund. Ohne Rücksicht auf Verluste wird alles versucht, um der Vorstadt, der Unbedeutsamkeit und der Arbeiterklasse zu entfliehen!

Hanif Kureishi hat mit Karim einen Helden geschaffen, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Nicht nur seine Taten sind rücksichtslos, sondern auch seine Worte. Kureishis Stil ist dabei sehr unkonventionell und direkt. Das Buch steckt voller Sex, Drugs and Rock’n’Roll. Und die Handlung wirkt wie eine Mischung aus Bildungsroman gepaart mit Beat-Literatur.

Gleichzeitig wirkt der Roman von Hanif Kureishi irgendwie ziellos. Vielleicht ist das gewollt, um die Ziellosigkeit der beiden Männer widerzuspiegeln. Aber irgendwie fehlt bis zum Schluss etwas der rote Faden und ein Ort, zu dem dieser spirituelle Rock’n’Rollercoaster hinfahren soll. Zudem finde ich es schade, dass einige Konflikte von Karim einfach ignoriert werden. Vielleicht will bzw. soll er sie auch gar nicht wahrnehmen. Aber es entstehen einige Episoden, in denen er und seine indischen Verwandten bzw. Bekannten rassistisch angefeindet werden. Und trotzdem bleiben diese Szenen von dem sonst um kein Wort verlegenen jungen Mann gänzlich unkommentiert. So hat mir dieser Handlung die Tiefe gefehlt, um mich komplett zu überzeugen.

Zum Schluss noch ein fun fact: Das Buch wurde als Serie verfilmt. Und da Musik eine große Rolle bei der Handlung spielt, wurde diese mit einem Soundtrack von David Bowie untermalt! Ganz interessant auch nur zum Anhören

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