Joanna Quinns Debüt „Das Theater am Strand“ ist eine englische Familiensaga, die von den 1920er Jahren bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs reicht. Sie folgt den Geschicken der gutbetuchten Seagrave in Dorset.
Joanna Quinn beginnt mit der zweiten Ehe des angestaubten Witwers Jasper Seagrave mit der viel jüngeren Dame Rosalind. Diese hat mit Jasper zwar nicht die Liebe ihres Lebens gefunden, aber dafür eine gute Partie gemacht. Denn ihm gehört ein stattliches Anwesen auf dem Lande. Aus seiner ersten Ehe hat Jasper bereits ein Kind: Cristabel. Diese muss sich nun daran gewöhnen, eine neue Mutter im Haus zu haben. Und auch für Rosalind ist es schwer, sich in die Rolle als Ehefrau mit allen Pflichten einzufügen.
Mit der Zeit ändert sich die Familienkonstellation. Jasper stirbt. Rosalind heiratet seinen Bruder Willoughby – den Schwerenöter der Familie. Und es kommen zwei Kinder dazu: Florence und Digby. Eines Tages strandet ein Wal unweit des Anwesend der Seagraves. Ein riesiges Spektakel nicht nur für die Kinder. Inspiriert von einem Künstler, der kürzlich mit der Familie in Kontakt kam, wird das Walskelett zu einem Theater am Strand umgebaut. Vor allem Cristabel und Digby sind völlig verzaubert vom Schauspielern und Regie führen. Einige Jahre sind die Theateraufführungen das Highlight im Leben der Seagraves. Bis es zum Zweiten Weltkrieg kommt, der das Leben aller durcheinander wirbelt.
Joanna Quinn hat mit dem „Theater am Strand“ ein wirklich umfassendes Debüt hingelegt. Stolze 720 Seiten umfasst ihre Geschichte. Dabei gibt sie sich und ihren Figuren sehr viel Zeit zum Entfalten. Mit viel Liebe zum Detail schildert sie Szenen und Charaktere. Dabei mischen sich die Handlungsstränge mit Briefen, Skripten und Tagebucheinträgen. Zum Teil versprüht die Familiensaga fast das Gefühl eines Coming-of-Age-Romans, wenn man den Seagrave Kindern beim Erwachsen werden zusieht. Mit voranschreiten der Handlung müssen alle drei lernen, dass das Leben nicht nur aus Spaß und Spiel besteht. Sondern dass jeder seine Rolle und Bestimmung finden muss.
Für mich war Quinns Roman ein solider Schmöker mit historischem Flair. 100% umgehauen hat mich die Story nicht. Und unter dem Titel hatte ich mir auch ein bisschen etwas anderes vorgestellt. Denn das Theater selbst spielt nur eine kleine Rolle. Der Fokus der Handlung liegt vielmehr auf dem Kriegsgeschehen.
Wer die Cazalet Chronik von Elisabeth Jane Howard kennt, wird hier viele Parallelen finden. Dieser verfolgt ebenfalls die Entwicklungen einer vermögenden, britischen Familie vor und während der wirren des Krieges. Wobei Howard den Vorteil hat, dass sich ihre Handlung über ganze fünf Bände erstreckt. Dadurch hat sie weitaus mehr Platz geschaffen für die Zeichnung ihrer Charaktere.
Alles in allem ist „Das Theater am Strand“ ein guter Roman und ein Buch für alle Fans von historischen Familiengeschichten.
Das Buch zieht auch demnächst bei mir ein. Ich bin sehr gespannt. Schade, dass das Theater nur eine kleine Rolle spielt. Es klang für mich so, als ob es im Fokus liegt. Na gut, ich bleibe dennoch gespannt.
Liebe Grüße
Marie
Hey Marie,
ja, das dachte ich auch. Deshalb war ich so überrascht beim Lesen. Aber es ist doch eher eine Familiengeschichte im Zweiten Weltkrieg. Dennoch kein schlechtes Buch und ein schöner Schmöker. Vielleicht lag es einfach an meiner falschen Vorstellung, dass es mich nicht komplett überzeugen konnte.
Liebe Grüße
Britta
Schmöker klingt auf jeden Fall gut 🙂