Der sechste Fall für Jo Nesbøs Ermittler Harry Hole! In Oslo wird ein junger Soldat der Heilsarmee bei einem Straßenkonzert erschossen. Obwohl eine große Menschenmenge um den Mörder herum steht, kann niemand der Polizei eine Täterbeschreibung geben. Der Killer scheint wie vom Erdboden verschluckt und wie ein Phantom zu sein. Und so wäre es auch geblieben, wenn nicht das norwegische Dezemberwetter ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte! Denn wegen des starken Schnees wird der Flug, mit dem er aus dem Land flüchten will, gestrichen – und so erfährt der Auftragsmörder aus den Nachrichten, dass er den falschen Mann ermordet hat! Denn statt Robert Karlsen sollte sein Bruder Jon sterben!Also macht der Mörder, der unter dem Namen Christo Stankic eingereist ist und den Spitznamen „der kleine Erlöser“ trägt, kehrt, holt sich seine Tatwaffe wieder, der er sich vorher entledigt hatte, und versucht, seinen Fehler zu korrigieren. Aber so kommen ihm Harry Hole und sein Team schnell auf die Schliche. Schnell kann Stankic kein Geld mehr abheben, sich in keinem Hotel mehr verstecken oder seinen Auftraggeber anrufen. Und so folgen bald weitere Morde.
Und auch ansonsten ist viel los in Harrys Leben: Seine Freundin Rakel hat sich von ihm getrennt und hat bereits einen neuen Freund. Und auf der Wache verabschiedet sich Harrys Mentor Bjarne Möller seine Position als Dezernatsleiter. An seine Stelle tritt Gunnar Hagen, der auf den ersten Blick ein totaler Idiot zu sein scheint und ständig Vorträge über japanische Kriegsoffensiven hält. Und dann ist da noch Harrys persönlicher Endgegner: der Alkohol! Schafft er es, sich von der Flasche fernzuhalten?
Knapp 500 Seiten geballte Krimispannung erwartet den Leser hinter den Buchdeckeln von „Der Erlöser“. Jo Nesbø zeigt hier wieder, dass er ein absoluter Profi ist! Er spannt ein wahnsinnig großes Netz an Figuren, Nebenhandlungen und Finten, die am Ende zu einem absolut überraschenden Showdown zusammenlaufen. Immer, wenn ich der Meinung war, zu wissen, wer den Auftragskiller angeheuert hat, ergaben sich neue Ereignisse. Und so muss man beim Lesen ständig die eigenen Theorie überwerfen und bleibt gebannt an der nächsten Szene hängen.
Dass der Killer sich permanent aus den Fängen der Polizei winden kann, hat mich dabei gar nicht gestört, sondern eher sehnlich erwarten lassen, wann er nun endlich den finalen Fehler macht. Anstrengend fand ich dagegen die ausführlichen Lebensgeschichten mancher Nebenfiguren. Und irgendwie war für mich die Hintergrundgeschichte von Christo Stankic nicht ganz so schlüssig. Aber das großartige Ende des Krimis lässt einen schnell über diese leichten Schwächen hinwegsehen.
Mein absoluter Lieblingsband ist und bleibt bisher Der Schneemann. Aber im Gegensatz zu Der Fledermausmann und Kakerlaken, die ich beide dagegen noch als etwas „schwach“ in der Storyline empfand. Solide und unterhaltsam, aber eben nicht 100% packend. Der Erlöser hat mich dagegen schon sehr gepackt und ich wollte unheimlich schnell weiterlesen, um herauszufinden, wie das Ende ist. Für mich ist es daher – neben dem Schneemann – bisher einer der besten Krimis von Jo Nesbø, die ich gelesen habe.