Jeanette Winterson: Auf den Körper geschrieben

Warum ist das Maß der Liebe Verlust? – Mit dieser drastischen Frage eröffnet Jeanette Winterson ihren Roman „Auf den Körper geschrieben“. Wir können schon erahnen, dass dies kein gutes Omen ist.

Theoretisch lässt sich die Handlung des Buches von Winterson schnell herunterbrechen: Die namenlose Erzählfigur – ob männlich oder weiblich lässt Winterson bewusst offen – schildert, wie sie sich nach einigen oberflächlichen Affären und Beziehungen in die verheiratete Louise verliebt.

Die beiden haben eine wundervolle Zeit – bis Louise an Leukämie erkrankt. Ihr Mann, ein Arzt, behauptet, dass er sie behandeln kann. Aber nur, wenn die Affäre beendet wird. Die Erzählfigur zieht sich daraufhin aus Louises Leben zurück und versucht diese Liebe in Worte zu verpacken.

Die Sprache der Finger, Kommunikationsweise der Taubstummen, die auf den Körper des Körpers sehnen schreibt. Wer hat dich gelehrt, mit Blut auf meinem Rücken zu schreiben? Wer hat dich gelehrt, deine Hände als Brandeisen zu benutzen? Du hast deinen Namen in meine Schultern geätzt, mir deinen Stempel aufgebrannt. Deine Fingerkuppen sind zu Druckstöcken geworden, du klopfst Botschaften auf meine Haut, klopfts Sinn in meinen Körper. Dein Morsecode stört meinen Herzschlag.

Jeanette Winterson: Auf den Körper geschrieben

Und diese Sprache von Jeanette Winterson hat es in sich! Eine ungemeine Dichtheit und Poesie quellen aus diesen Seiten. Federleicht und dennoch intensiv sind diese Worte. Ohne dabei je zu kitschig zu werden.

Ein ganzer Teil des Romans wird quasi zu anatomischen Ode über die einzelnen Körperteiler der Geliebten. Augen, Mund, Haut und vieles mehr werden detailliert geschildert und förmlich besungen. Sie haben die Erzählfigur so sehr beeinflusst und sich in ihr Gedächtnis gebrannt.

Unheimlich poetischen, lyrisch, emotional und philosophisch wird diese Liebe von Jeanette Winterson beschrieben. Sodass man gar nicht anders kann, als sich selbst in dieses Buch zu verlieben. Es ist einfach wundervoll, berührend und Wortzauberei. Eine ganz große Leseempfehlung!

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