Elias Canetti: Die Blendung

Nachdem Solaris von Stanislaw Lem gerade erst eines meiner Lesehighlights für 2021 war, hatte ich mit Die Blendung von Elias Canetti leider nicht so viel Glück. Um genau zu sein: es war bisher der größte Flop für 2021. Das Erstlingswerks des Nobelpreisträgers Canetti konnte mich wirklich so null in seinen Bann ziehen. Und das, obwohl es um die einen Bücherliebhaber geht.

Peter Kien ist Sinologe und Büchersammler. Er widmet sein ganzes Leben der Liebe zum geschrieben Wort und stapelt in seiner Wohnung Bücher über Bücher. Er ist ein kleiner Exzentriker ohne wirkliche Menschenkenntnis. So heiratet er kurzerhand seine Haushälterin, weil sie vorgab sich extra viel Mühe beim Abstauben der Bücher zu geben. Doch in der Hochzeitsnacht fegt sie diese einfach vom Tisch und „will nur das eine“.

Was folgt ist ein Kampf um die Wohnung und um das Geld Kiens. Die Haushälterin ist enttäuscht, fühlt sich zurückgewiesen und verliebt sich in einen Möbelverkäufer. Kien dagegen versucht alles, um seine Bücher zu behüten. Er verlässt oft den Schreibtisch nicht, wird apathisch und nach und nach immer verrückter.

Zwischen Wahnsinn und Wirklichkeit

Durch den Wahnsinn verfällt er in immer weitere, abenteuerliche Zwickmühlen. Oft weiß man beim Lesen nicht, ob es grade Kiens Wahnvorstellungen sind oder ob das geschriebene wirklich so passiert.

Canetti setzt hier ganz direkt den Intellektuellen, der kein Verhältnis zur Welt hat, der „kopflosen Welt“ gegenüber. Sein Held Kien ist zwar bücherschlau, kann aber im wirklichen Leben nicht bestehen. Er versteht weder zwischenmenschliche Beziehungen, noch dass die Menschen einem nicht immer Gutes wollen. Und so fällt er, wie ein dummer Junge, auf jeden Streich rein, den man ihm spielt.

So könnte man in Canettis Die Blendung den Kampf zwischen diesen beiden Welten sehen. Die fehlende Verbindung zwischen Gelehrten und der Welt. Der Kampf zwischen unseren Ambitionen nach dem Intellektuellem und unseren ganz einfachen, menschlichen und körperlichen Bedürfnissen.

Canetti ist keine Lektüre für Nebenbei

Aber für mich war dieses Buch irgendwie eine Qual. Zu Beginn hatte es noch etwas Witz für mich. Und ich dachte, ich lasse mich auf diese Welt der Bücher Kiens ein. Doch je länger das Lesen dauert, desto zäher fühlte es sich an. Desto dicker erschien mir das Buch. Desto abstruser wurden die Wahnvorstellungen Kiens. Zum Schluss bin ich froh, dass ich es hinter mir habe.

Auch die Frauen kommen bei Canetti übrigens nicht gut weg, Zugegeben, die Haushälterin ist jetzt nicht die sympathischste Figur. Aber besonders zum Schluss wird von Canettis „Helden“ heftig über die Damen der Schöpfung hergezogen, wie dumm wir seien und bösartig etc. Das hat mich nun natürlich auch nicht grad zum Fan des Romans gemacht.

Wäre ich noch in der Uni und würde ein Seminar zu Canetti belegen, würden sich bestimmt viele weitere Aspekte und Türen eröffnen zu diesem Buch. Vielleicht wüsste ich es dann anders zu schätzen. Das will ich Canetti gar nicht absprechen. Schließlich hat er ja auch einen Nobelpreis erhalten und nicht ich. Aber mein derzeitiges Ich musste sich zum Schluss wirklich quälen, die letzten Kapitel zu beenden.

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