Lesetipp des Monats: Solaris

Eckdaten zum Autor:

Stanislaw Herman Lem war ein polnischer Philosoph und Science-Fiction-Autor. Lem lebte von 1921 bis 2006. Seine Werke wurden in 57 Sprachen übersetzt und er zählt zu den meistgelesenen Science-Fiction-Autoren weltweit. Lem galt seinerzeit als großer Visionär. Er befasste sich bereit frühzeitig mit Nanotechnologie oder virtueller Realität. Widerkehrende Themen in seinen Romanen und Kurzgeschichten sind Roboter, Gentechnik und künstliche Intelligenz. – Heute alles keine Neuheiten mehr. Aber in den 1960ern und 70gern waren diese Ideen noch brandneu. Seine Bücher wurden auch zahlreich auf die Leinwand gebannt, allein zu Solaris gibt es drei Filmversionen. Fun Fact: 2013 wurde ein polnischer Forschungssatellit nach Lem benannt.

Wichtigste und bekannteste Werke:

  • Die Astronauten, 1951
  • Robotermärchen, 1964
  • Solaris, 1961
  • Fiasko, 1986

Inhalt:

Der Psychologo Kris Kelvin wird auf eine Raumstation ausgesendet. Die Besatzung soll den Planeten Solaris erforschen. Dieser ist fast vollständig mit einer Art wabern-zähflüssigen Ozean bedeckt. Vieles deutet darauf hin, dass der Ozean ein intelligentes Wesen ist. Doch als Kelvin auf der Station ankommt, findet er die Forscher in einem merkwürdigen Zustand vor. Einer der drei hat eben erst Selbstmord begangen. Einer spricht nur in rätselhaften Sätzen zu  Kelvin und der dritte will sein Labor nicht mehr verlassen. Und dann scheinen auch noch fremde Individuen anwesend zu sein. Schnell wird deutlich: hier stimmt irgendwas nicht.

Erst scheint es, dass entweder Kelvin oder die anderen beiden Forscher den Verstand verloren haben. Doch dann findet Kelvin heraus, dass der Ozean Kontakt zu den Forschern aufgenommen hat. Er scheint in die Gedächtnisse der Menschen einzudringen, wühlt sich durch ihre Erinnerungen und erscheint ihnen dann als Kopie der Menschen, die ihnen einmal wichtig waren. Auch Kelvin bleibt davon nicht verschont. Nach seiner ersten Nach auf der Raumstation seht er sich plötzlich seiner vor zehn Jahren verstorbenen Freundin Harey gegenüber. Es scheint, als sei sie wieder quicklebendig. Nun wird klar, dass auch die anderen Forscher von solchen Wesen heimgesucht werden. Und jeder versucht auf seine eigene Art mit dieser Situation umzugehen.

Unsere Meinung:

Stanislaw Lem und sein Buch Solaris waren bisher eines meiner größten Lesehighlights für 2021. Der Roman hat mich absolut in seinen Bann gezogen und er ist wirklich ein ganz besonderes Lese-Schmankerl. Das liegt vor allem daran, dass das Buch – trotz der Thematik – kein rein klassischer Science-Fiction-Roman zu sein scheint. Für mich schwang ein Hauch Gothic Novel mit in den Seiten, wenn die schaurig-angespannte Stimmung an Bord beschrieben wird. Dieses bedrückende Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt. Das einem die Haare auf den Armen abstehen lässt. Zudem geht es auch um philosophische Aspekte. Ist die Reise ins Universum nicht nur eine Reise auf der Suche nach uns selbst? Können, sollen und wollen wir mit Außerirdischen Kontakt aufnehmen? Wie kommunizieren wir mit ihnen und mit uns? Und aus der heutigen Sicht: Sollten wir nicht erst einmal unseren eigenen Planeten retten und fördern, bevor wir in die Ferne streben?

Wir sind humanitär und edel, wir wollen die anderen Rassen nicht unterwerfen, wir wollen ihnen nur unsere Werte übermitteln und , als Gegengabe, ihrer aller Erbe annehmen. Wir halten uns für die Ritter vom heiligen Kontakt. Das ist die zweite Lüge. Menschen suchen wir, niemanden sonst. Wir brauchen keine anderen Welten. Wir brauchen Spiegel. Mit anderen Welten wissen wir nichts anzufangen. Es genügt unsere eine, und schon ersticken wir an ihr. Wir vollen das eigene idealisierte Bild finden; diese Globen, diese Zivilisationen haben vollkommener zu sein als die unsere, in anderen wiederum hoffen wir das Abbild unserer primitiven Vergangenheit zu finden.

Stanislaw Lem: Solaris

Vieles bleibt vage bei Lem. Vieles wird nur angedeutet. Solaris kommt zwar sprachlich nüchtern und sachlich daher, ganz wie Wissenschaftler eben sprechen. Aber oft ist es ja eben das, was zwischen den Zeilen wabert, das die Lektüre so spannend macht. Diese offenen Stellen lassen viel eigene Phantasie und Interpretation zu. Und auch wer kein Sci-Fi-Fan ist, kann so in seinen Lesegenuss kommen, da die Geschichte nicht voller ausschweifender Raumfahrtdetails steckt. Stattdessen werden eher wir Menschen und unser Umgang miteinander unter die Lupe gelegt. Lem schickt uns also auf eine Reise in den Weltraum, nur damit wir das Wesen unserer Menschlichkeit ein Stück besser verstehen.

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