Amélie Nothomb: Ambivalenz


Jedes Mal, wenn Amélie Nothomb ein neues Buch veröffentlicht, bin ich aufgeregt! Denn kaum eine Autorin schafft es so konsequent, sich mit jedem Roman quasi neu zu erfinden und ihre Leser mit einer neuen Thematik oder Perspektive zu überraschen. „Ambivalenz“ ist bereits mein zehnter Roman von Nothomb und auch dieses Mal hat die belgische Autorin mich nicht enttäuscht. Sie schafft stets neue Szenarien und Figuren, wobei sie sich meist auf die Psyche ihrer Charaktere konzentriert.

Mal legt Nothomb eine Neuerzählung der Passion Christie vor, dann wieder eine autobiografische Geschichte. „Ambivalenz“ ist dafür eine bitterböse Love Story, ein Familienroman und eine Rachephantasie: Claude ist unsterbliche in die wunderschöne Reine verliebt. Doch diese entscheidet sich für einen anderen Mann. So schwören Claude und sein gekränktes Ego Rache!

Cut! Nächste Szene: Claude lernt die junge und naive Dominique kennen. Er wickelt sie mit schönen Worten und teuren Geschenken schnell um den Finger. Die beiden heiraten und bekommen eine Tochter. Eine absolute Enttäuschung für Claude, der lieber einen Sohn gehabt hätte.

Die eigentliche Bilderbuchfamilie, die er für die Umsetzung seines Plans wollte, fängt nach und nach an zu bröckeln. Und schließlich kommen auch Frau und Tochter hinter die gemeinen Machenschaften des Familienoberhauptes.

Was mich besonders an Nothombs Büchern begeistert, ist ihre Fähigkeit, komplexe Handlungen und Charaktere in nur wenigen Seiten zu entwickeln. Selbst dieses dünn erscheinende Büchlein von ihr birgt eine Fülle von Emotionen und Gedanken. Vieles bleibt dabei unausgesprochen und steht zwischen den Zeilen.

Aber eben dadurch lebt diese Geschichte. Vieles bleibt für den Leser offen zu interpretieren. Wir werden dadurch zwangläufig dazu aufgerufen, uns unsere eigenen Gedanken zu dem Erzählten gemachen. Darüber, was die Szenen uns sagen wollen und wie man sie vielleicht aus anderer Perspektive lesen könnte. Gerade das macht den Reiz aus.

Von mir gibt es daher auch dieses Mal wieder eine absolute Leseempfehlung für Nothomb und ihr Buch „Ambivalenz“

Facebooktwitterrssinstagram

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert