„Sohn dieses Landes“ von Richard Wright ist ein kraftvoller und brutal offener Roman, der die tief verwurzelten sozialen und rassistischen Ungerechtigkeiten im Amerika der 1930er Jahre aufzeigt. Seine Relevanz für die heutige Zeit ist schmerzhaft offensichtlich. Wright erzählt die Geschichte von Bigger Thomas, einem jungen schwarzen Mann, der in einem Slum von Chicago lebt und von Armut, Angst und systematischer Diskriminierung geplagt wird.
Bigger erhält eine Anstellung als Chauffeur bei der wohlhabenden weißen Familie Dalton. Dort gerät er in eine schicksalhafte Kette von Ereignissen, die in einer Tragödie gipfeln. In einem Moment der Panik tötet Bigger versehentlich Mary Dalton, die Tochter seiner Arbeitgeber, und versucht verzweifelt, die Tat zu vertuschen. Doch seine Bemühungen scheitern, und Bigger wird verhaftet.
Der Roman ist ein ungeschönter Blick auf die Rassentrennung der damaligen Zeit und die damit verbundenen Ängste und Vorurteile. Bigger Thomas ist kein einfacher Protagonist. Es ist schwer ihn zu mögen und ihm seine Tat zu verzeihen. Denn in seinen Gedanken zeigen auch deutlich den Hass, den er gegen die Weißen hegt.
Nachdem er Mary Dalton tötet, vergewaltigt und ermordet er im zweiten Buch eine schwarze Frau, die ihm helfen will. Diese Handlungen machen Bigger zu genau dem kriminellen Stereotyp, das Rassisten fürchten.
Richard Wright beleuchtet die Ungerechtigkeit im Amerika der 1930iger
Wright stellt jedoch eine tiefere Frage: Wie könnte jemand, dem nur Hass, Gewalt und Ungerechtigkeit gezeigt wurden, zu einem aufrechten Bürger heranwachsen? Bigger ist ein Produkt seiner Umwelt, geformt durch die Unterdrückung und den Rassismus, denen er täglich ausgesetzt ist. Die Verhandlung gegen Bigger zeigt die Heuchelei und Doppelmoral der amerikanischen Gesellschaft. Er wird nicht nur wegen seiner Taten verurteilt, sondern auch wegen seiner Hautfarbe.
Im dritten Teil des Buches wird durch einen scharfen Monolog von Biggers Anwalt Max klar, dass Bigger nie als sympathischer Held gedacht war. Er repräsentiert das Unrecht, das Amerika schwarzen Menschen angetan hat. Wright fragt letztendlich: „Was kann man erwarten?“ Wenn schwarze Menschen zu Kriminellen werden, dann, weil Amerika sie dazu gemacht hat.
„Sohn dieses Landes“ ist ein schmerzhaft ehrlicher und tiefgründiger Roman, der die zerstörerischen Auswirkungen von Rassismus und sozialer Ungerechtigkeit beleuchtet. Wrights eindringlicher Erzählstil und seine tiefgründige Charakterstudie machen das Buch zu einem wichtigen Beitrag zur amerikanischen Literatur. Es ist ein Werk, das den Leser emotional erschöpft, aber auch zum Nachdenken anregt und lange im Gedächtnis bleibt. Übrigens zählte Wright auch zu den ganz großen Vorbildern von James Baldwin, der sogar eines seiner Bücher in Anlehnung von „Sohn dieses Landes“ benannt hat.