Shashi Tharoor: Der große Roman Indiens

Im November 2023 bin ich für zwei Wochen durch Indien gereist. Währenddessen wollte ich gerne die passende Lektüre mitnehmen und haben mit für „Der große Roman Indiens“ von Shashi Tharoor. In diesem opulenten Werk entfaltet Tharoor die reiche Geschichte, die Vielfalt der Kulturen und die komplexen gesellschaftlichen Strukturen Indiens.

Das Buch ist eine beeindruckende Saga, die sich über mehrere Generationen erstreckt und dabei die turbulenten Ereignisse der indischen Geschichte beleuchtet. Shashi Tharoor entführt uns in die Wirren der Kolonialzeit, durch die Geburt des unabhängigen Indiens bis hin zu den Herausforderungen der modernen Ära. Dabei bedient er sich einer kunstvollen Erzählweise, die von einer poetischen Sprache und einer tiefsinnigen Reflexion über die indische Identität geprägt ist.

Eines der herausragenden Merkmale dieses Romans ist die Vielfalt der Charaktere, die Tharoor mit Leben erfüllt. Angefangen bei den visionären Führern bis hin zu den einfachen Menschen auf der Straße – jeder Charakter trägt auf seine Weise zur epischen Erzählung bei. Tharoor zeichnet dabei nicht nur ein Porträt von Indiens politischen Entwicklungen, sondern wirft auch einen Blick auf die individuellen Geschichten, die im Schatten der großen Ereignisse verborgen liegen.

Der Roman ist durchzogen von einem feinen Gespür für Humor, Ironie und scharfer Kritik. Tharoor verwebt historische Tatsachen mit fiktiven Elementen und entlockt dem Leser sowohl Lachen als auch Nachdenken über die menschlichen Schwächen und Stärken.

Für Shashi Tharoors Buch ist Indien-Wissen Voraussetzung

Das Buch ist allerdings keine leichte Kost und lässt sich nicht mal eben so nebenbei lesen. Es sind komplexe politische und soziale Themen. Zudem lehnt die Geschichte sich an das altindische Epos des Mahabharata an. So werden politische Figuren aus dem realen Leben, wie z.B. Indira Ghandi, unter anderen Namen in die Geschichte eingeflochten.

Für jemanden wie mich, der sich nicht ganz so gut in indischer Geschichte und Politik auskennt, ist es leider schwierig, alle diese Verknüpfungen zu erkennen und zu verstehen. Ich fürchte, dass mir dadurch viele Anspielungen und Bedeutungen der Handlung verborgen geblieben sind. Vielleicht hätte man dem unwissenden Leser außerhalb von Indien mit einer kommentierten Ausgabe mit Fußnoten und Randbemerkungen weiterhelfen können.

So habe ich mich leider zwischendurch doch schwergetan, dieser 650 Seiten langen und sehr umfangreichen Handlung recht folgen zu können. Die vielen Namen und Orte haben ebenfalls dazu beigetragen und ich brauchte zwischendurch einen langen Atem, um durchzuhalten. Aber gab es doch viele Stellen, die ich witzig fand. Es war für mich dennoch ein spannendes Abtauchen in die schillernde Welt Indiens, die Tharoor hier zeichnet. Auch wenn ich mich vielleicht nur im Nichtschwimmerbereich dieses Pools an faszinierenden Details und Geschichten tummeln konnte.

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