„Lydia ist tot. Aber das wissen sie noch nicht“ – mit diesem Opener fällt Celeste Ng bei ihrem Debutroman „Was ich euch nicht erzählte“ gleich mit der Tür ins Haus. Schon nach diesem zwei Sätzen war ich total gefesselt von der Geschichte. Denn nach und nach blättert sich die Tragik der Geschichte um die junge Lydia zwischen den Seiten auf.
Celest Ng schildert in ihrem Roman das Schicksal einer ganzen Familie. Denn nicht nur Lydia hat heimliche Probleme, sondern die ganze Familie Lee leidet unter gesellschaftlichen und familiären Druck. Der Tod von Lydia ist dabei der traurige Höhepunkt einer Verkettung von Erlebnissen, die schon lange vor der Geburt des Mädchens begannen – und über die niemand geredet hat.
Vater James ist das Kind chinesischer Einwanderer. Er kämpft seit dem von der amerikanischen Gesellschaft akzeptiert zu werden. Da es ihm selbst nicht so recht gelungen ist, wünscht er sich nichts sehnlicher, als dass seine Kinder dazugehören. Bloß nicht auffallen. Bloß ‚normal‘ sein. Das ist seine Devise.
Mutter Marilyn musste dagegen ihre eigenen Träume und ihre Karriere aufgeben, um James und die Familie zu unterstützen. Ihre Entscheidungen und Kompromisse haben jedoch tiefe Spuren hinterlassen.
Celeste Ng zeigt, wie wichtig zwischenmenschliche Kommunikation ist
Und genau zwischen diesen beiden Stühlen sitzt Lydia. Beide Eltern versuchen sie in ihre Richtung zu ziehen bzw. sie nach ihren Vorstellungen zu formen. Die Erwartungen sind hoch. Der Druck ebenfalls. Was Lydia eigene Wunschvorstellungen sind? Das bekommen die Erwachsenen überhaupt nicht mit. Und dann sind da auch noch Lydias zwei Geschwister, die ebenfalls aus dem nichts mit dem Tod ihrer Schwester konfrontiert sind.
Ng erkundet in „Was ich euch nicht erzählte“ einfühlsam Themen wie Identität, kulturelle Erwartungen und die Suche nach Liebe und Akzeptanz. Durch geschickte Zeitsprünge und die Offenlegung von Geheimnissen entfaltet sich ein fesselndes Familiendrama, das den Leser dazu anregt, über Vorurteile und die Konsequenzen von unterdrückten Emotionen nachzudenken.
Es ist ein bewegender Roman über das Ringen um Identität und die Auswirkungen von unausgesprochenen Wahrheiten innerhalb einer Familie.
Für mich war das Buch nun der dritte Roman von Celeste Ng und ich muss sagen, dass dieser mich bisher am meisten gepackt hat! Lydias tragisches Schicksal, aber auch die verzweifelten Identitätskämpfe ihrer Eltern haben mich komplett gefesselt. Wer also noch nichts von Celeste Ng gelesen hat, sollte unbedingt dieses Buch in die Hand nehmen! Ganz große Leseliebe!