Palast Finsternis Bachmann Buchlingreport

Stefan Bachmann: Palast der Finsternis

Stefan Bachmanns Palast der Finsternis war in vielerlei Hinsicht eine Überraschung für mich. Und so richtig einordnen kann ich den Roman immer noch nicht. Erschienen ist der neuste Roman von Bachmann, der bereits mit 20 Jahren zum Bestseller-Autor wurde, im Diogenes Verlag. Schon optisch fällt das Buch sehr aus der Reihe. Das Cover wirkt fast schon holografisch, schimmert grünlich, wenn man es im Licht bewegt. Definitiv ein echter Hingucker. Und natürlich verspricht es auch eine düster-mystische Stimmung im Buch.  Der Diogenes ist ja vor allem für seine eher klassischen bzw. „erwachsenen“ Romane bekannt. Aber hinter Bachmanns Geschichte verbirgt sich eher ein Buch, dass in die Kategorie Young Adult fällt, irgendwo zwischen Gothic Novel, Fanatasy und Coming-of-Age. Der Schweizer Verlag scheint hier definitiv sein Repertoire auszuweiten und nun auch die jüngeren Leser (ok, jetzt klinge ich mit meinen knapp über 30 echt wie eine Oma) außerhalb des Deutschunterrichts in den Fokus zu nehmen.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die rebellische Anouk, die bei reichen Adoptiveltern aufwächst. Die könnten ihr eigentlich alles geben – nur keine Liebe und Geborgenheit. Als das Mädchen eine Einladung erhält, mit vier anderen Jugendlichen bei einer Expedition in Frankreich mit dabei zu sein, packt sie die Gelegenheit beim Schopf. Wer würde da auch abschlagen? Schatzsucher spielen in einem alten, verschütteten Palast und vor den Eltern fliehen? Klingt doch aufregend. Warum aber gerade diese fünf Teenies ausgewählt wurden, diese Aufgabe zu lösen, das fragt sich scheinbar keiner. Ist ja nicht wirklich selbstverständlich, dass Jugendliche solche eine Aufgabe übernehmen, anstatt perfekt ausgebildeter Spezialisten, Forscher oder ähnlichem. Das hat mich dann doch ganz schön stutzen lassen.

Mein zweites Problem: Anouk! Die ging mir – vor allem zu Anfang – tierisch auf die Nerven! Die legte seitenlang ganz, ganz schlimmes Pubertäre-Teenie-Gehabe an den Tag, das ich beim Lesen schon anstrengend fand, da will ich mir gar nicht vorstellen, wie es wäre, sie persönlich zu treffen. Erst im weiteren Verlauf des Abenteuers, wenn die Teenies in den gruseligen Gewölben des Palastes nach einem Ausgang suchen, bekommen Bachmann und Anouk ihre Zickereien in den Griff. Nach und nach konnte ich mich dann mit ihr aussöhnen, aber der holprige Start hat mich fast an den Rand des Buchabbruchs gebracht – und das will was heißen. Denn ich breche eigentlich nie Bücher ab. Aber überhaupt muss ich sagen, dass die zweite Hälfte der Handlung für mich viel spannender war zu lesen. Die Vorgeschichte mit der Anreise und den ganzen Streitigkeiten empfand ich als sehr nervig, aufregend wird es dann, sobald die Jugendlichen endlich hinab in die tiefen Gewölbe steigen. Da nimmt die Handlung dann endlich an Fahrt auf! Und im Gegensatz zu Anouk bleiben die anderen Figuren auch immer sehr blass, wenn man denkt, etwas mehr über sie zu erfahren, bricht die Szene immer ab. Schade.

Zwischen Vergangenheit und Gegenwart

Spannend fand ich dagegen die „historische Komponente“, die parallel zur Geschichte von Anouk und den anderen Jugendlichen erzählt wird. Hier erfahren wir von Aurélie Bessancourt, die zur Zeit der französischen Revolution lebte und deren Familiengeschichte mit dem mysteriösen Palast verwoben ist. Mehr möchte ich dazu inhaltlich gar nicht sagen, um nicht zu viel zu verraten. Dieser Teil der Geschichte hat mit im Gegensatz zu Anouk unheimlich gut gefallen. Mit Aurélie uns ihrer Angst konnte ich mitfühlen und freute mich immer, wenn mal wieder ein Absatz über sie und ihre düstere Familiengeschichte kam. Ich hätte mir hier vielleicht noch eine engere Verknüpfung der beiden Handlungsstränge von Bachmann gewünscht. Zum Beispiel indem eines der Kinder die Aufzeichnungen von Aurélie findet oder so etwas in der Art, das hätte ich als eine runde Zusammenführung der beiden Ebenen empfunden.

An sich lässt sich der Palast der Finsternis schnell weglesen. Bachmann hat einen angenehmen, lockeren Schreibtstil, aber durch die doch etwas schwächende Darstellung der Charaktere und einige Ungereimtheiten in der Erzählung bleibt leider doch kein überzeugender Eindruck bei mir zurück. Zugegeben: Vielleicht bin ich auch nicht wirklich die richtige Zielgruppe für dieses Buch. Young Adult Bücher lese ich eigentlich eher wenig, sodass manch anderer sicherlich seine Freude an dem Buch hat, aber für mich war es leider nichts.

 

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