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Muriel Spark: Mädchen mit begrenzten Möglichkeiten

2006 starb Muriel Spark im Alter von 88 Jahren in Florenz. Bis dahin hatte die schottische Autorin zahlreiche Romane, Gedichte, Theaterstücke und Kinderbücher geschrieben. Außerdem wurde Spark mit unzähligen Preisen ausgezeichnet und sogar von Queen Elizabeth II in den Adelsstand erhoben! Zahlreiche ihrer Bücher wurden auch verfilmt, wie zum Beispiel „Die Blütezeit der Jane Brodie“ mit Maggie Smith in der Hauptrolle. Damit zählt Muriel Spark zu einer der bedeutensten Autorinnen des 20. Jahrhunderts.

Zu einem ihrer bekanntesten Werke zählt die Novelle „Mädchen mit begrenzten Möglichkeiten“ in der Muriel Spark die Geschichte einer Gruppe von Frauen erzählt, die in einem Wohnheim für ledige Frauen – also Mädchen mit begrenzten Möglichkeiten – zum Ende des Zweiten Weltkriegs leben. Der Leser begleitet die Mädchen unterschiedlichen Mädchen dabei in ihrem Alltag, wie sie versuchen, trotz der schwierigen Lage am Ende des Krieges, das beste aus ihrer Situation zu machen. Es geht um die alltäglichen Sorgen, wie man zum Beispiel an das nächste Stück Seife kommt oder etwas neues zum Anziehen, um so ein Stück Normalität wiederzuerhalten. Aber das größte Problem ist es natürlich, dass jedes Mädchen seinen Platz im Leben finden will.

Spark schildert dabei herrlich skurrile, aber liebevolle Charaktere: Zum Beispiel die etwas dickliche Jane Wright, die sich immer so wichtig nimmt mit ihrer „geistigen Arbeit“ für einen Buchverlag – aber in Wirklichkeit Briefe fälscht, Schokolade nascht und versucht an Autogramme von Autoren zu kommen, die sie teuer verkaufen kann. Selina, die sich mit ihrer schlanken Taille nicht nur durch die Dachluke schleichen kann, sondern auch allen Männern den Kopf verdreht. Oder Joanna Childe, die Pfarrerstochter, die sich mit Rezitationsunterricht ihr Geld verdient und sich hinter ihrer Liebe zur Poesie versteckt. Und dann sind da natürlich noch die Liebschaften der Mädchen, die im Club ein und aus gehen. Allen voran Nicholas Farringdon – Autor, Anarchist und Aufschneider, der sich fast in alle Mädchen verguckt.

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Jane, die einige Jahre später erfährt, dass Nicholas Priester geworden ist und auf Haiti umgebracht wurde. Jane ist inzwischen Journalistin geworden und soll einen über Nicholas schreiben – und so nimmt sie Kontakt zu ihren ehemaligen Mitbewohnerinnen auf und erinnert sich Stück für Stück an die Vorfälle im Wohnheim.

Gerade das hat mich aber an der Geschichte gestört. Manchmal waren die Sprünge zwischen der Zeit zum Ende des Krieges und zwischen Janes Recherche so plötzlich, dass ich gar nicht genau wusste, wo sich die Handlung gerade befindet. Und ich hätte die Mädchen gerne etwas näher „kennen gelernt“. Oft war mir Muriel Spark da zu sprunghaft. Statt immer wieder die Gedichte und Zitate von Joana zu lesen, die sich auch oft wiederholten, hätte ich lieber mehr über die einzelnen Charaktere erfahren, wäre gerne mehr in ihr Inneres abgetaucht, um sie besser zu verstehen. Von mir aus hätte Muriel Spark gerne eine 500seitige Geschichte daraus machen können. Ich glaube, dass hätte dem ganzen etwas mehr Tiefe gegeben und man hätte sich besser in die Charaktere hineinversetzen können.

Ich will nicht sagen, dass das Buch schlecht ist. Es gab definitiv auch Stellen, an denen mich Muriel Spark sehr zum Schmunzeln gebracht hat. Wenn sie die kuriosen Verhaltensweisen ihrer Mädchen beschreibt, allen voran Jane und ihre heimlichen Schokoladen-Ess-Attacken. Auch sonst liest sich Muriel Sparks Schreibstil ganz einfach, weil sie ganz kurz, knackig und klar schreibt. Vielleicht war es einfach nicht das richtige Buch, um in den Spark-Kosmos einzutauchen. Denn das Bissige – das der Autorin ja immer nachgesagt wird, wenn man andere Stimmen über ihre Bücher hört – kam hier für mich auch noch nicht wirklich zu Geltung.

 

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