Rhys Sargassosee Buchlingreport

Lesetipp des Monats: Die weite Sargassosee

Eckdaten zum Autor:

Jean Rhys, die als Ella Gwedolen Rees Williams geboren wurde, ist die Tochter eines walisischen Vaters und einer kreolischen Mutter. Sie wuchs in der Karibik auf und kam erst mit 16 Jahen nach England. Dort arbeitete sie zunächst als Revuegirl und als Aktmodell und lebte lange Zeit in ärmlichen Verhältnissen. Rhys war insgesamt drei Mal verheiratet und hatte zwei Kinder, von denen eines früh starb. Mit dem Schreiben begann Rhys 1923 und wurde dabei vom Autor und Verleger Ford Madox Ford gefördert. Viele ihrer Werke tragen biografische Züge, wie zum Beispiel ihr Roman Quartett, der die Affäre mit Ford schildert. Lange Zeit geriet Rhys in Vergessenheit, wurde sogar schon totgesagt. Bis 1966 ihr Roman Sargassomeer erschien und sie als postkoloniale Autorin neuentdeckt wurde. Das Buch wird von der Times zu den 100 besten englischsprachigen Romanen gezählt, die zwischen 1923 und 2005 veröffentlicht wurden. 1979 verstarb Rhys dann tatsächlich.

Wichtigste und bekannteste Werke:

  • Quartett, 1929
  • Die weite Sargassosee, 1966

Inhalt:

Das Buch spielt auf Jamaika in der Mitte des 19. Jahrhunderts und erzählt die Vorgeschichte von Edward Rochester. Dieser ist Literaturliebhabern bekannt aus dem berühmten Roman Jane Eyre von Charlotte Bronte. Jean Rhys versucht sich in Die weite Sargassosee daran, eine logische Geschichte zu spinnen, was vor dem Treffen von Rochester und Jane Eyre passierte und wie Rochester seine erste Ehefrau kennenlernt. Diese steht auch im Zentrum des Buches.

Antoinette Cosway wächst auf einer abgelegenen Plantage bei ihrer verwitweten Stiefmutter und gemeinsam mit ihrem jüngeren, leicht behinderten Bruder auf. Die Mutter heiratet erneut, aber die Ehe ist keine glückliche. Der Stiefvater arrangiert auch bald eine Hochzeit für Antoinette mit einem Engländer: Mr. Rochester. Dieser fühlt sich zunächst noch hingerissen von seiner wunderschönen jungen Frau, die ihm ihre exotisch-paradiesischen Heimatinsel zeigt. Aber schnell schwanken seine Gefühle, er fühlt sich verunsichert, zieht sich von seiner Frau zurück. Diese flüchtet sich dagegen in hysterische Verzweiflung, versuch mit Voodoo-Praktiken ihren Mann zurückzugewinnen. Und wer die Geschichte von Jane Eyre kennt, weiß, welches traurige Ende auf die zum manisch-depressiven neigende Antoinette wartet.

Unsere Meinung:

Jean Rhys schafft mit ihrem Roman Die weite Sargassosee eine tröstende Vorgeschichte für die tragische Figur der Antoinette Cosway. Vielleicht konnte die Autorin nicht ertragen, was für ein Schicksal einer „Figur“ aus ihrer Heimat zugeschustert wurde durch den berühmten Bronte-Roman. Vielleicht ist es ihre Art mit dem Unverständnis der Briten für die Lebenswelt und Kultur der karibischen Inseln umzugehen. Letztendlich ist es ihr aber gelungen eine – auch unabhängig von Jane Eyre lesbare – Geschichte über eine tragische Frauenfigur zu schreiben und die faszinierende, aber harte Welt der Karibik einzufangen. Schnell verliert man sich beim Lesen in der Hitze der Insel und der Beschreibungen und fühlt sich wie Antoinette erdrückt von der Sonne und durch die Fremdbestimmung, der sie ihr ganzes Leben lang ausgesetzt wird. Und beobachten, wie die junge Frau nach und nach an ihrem Schicksal zerbricht.

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