Irgendwie habe ich momentan kein gutes Händchen bei meiner Buchauswahl. Oder meine Leseflaute ist noch nicht ganz abgeklungen und ich werde deshalb nicht so richtig warm mit den Büchern, die ich aus meinem Stapel ungelesener Bücher ziehe. Denn auch mit Milan Kunderas Buch vom Lachen und Vergessen konnte ich mich so gar nicht anfreunden. Ich mochte seinen Roman über Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins sehr gerne und hatte mich richtig darauf gefreut, endlich ein weiteres Buch dieses so hoch gelobten Autors zu lesen. Aber ich musste mich regelrecht durch die Seiten quälen und war froh, als es dann endlich vorbei war.
Was mich so gestört hat? Nun ja, zu erst einmal gibt es keine zusammenhängende Geschichte. Vielmehr sind es viele einzelne Kurzgeschichten, die aber wohl ein großes ganzes ergeben sollen und ineinander verwoben sind. Aber so richtig deutlich wird das beim Lesen nicht. Eine Episode handelt zum Beispiel von einem jungen Mann, der von der Geheimpolizei verfolgt wird. Er möchte seine Liebesbriefe wiederhaben, die er vor vielen Jahren seiner Geliebten geschrieben hat.
Eine andere Geschichte erzählt von einem Mann, dessen Mutter ihn und seine Frau besuchen möchte. Das Ehepaar ist genervt von der alten Frau und versucht die Besuche immer kurz zu halten. Und ausgerechnet an diesem Wochenende soll auch noch eine Freundin des Paares zu Besuch kommen, mit der die Ehepartner beide eine Affäre haben. Und dann gibt es da auch noch Tamina, deren Mann nach ihrer gemeinsamen Flucht ins Exil stirbt. Krampfhaft versucht sie sich an die gemeinsame Zeit zu erinnern und hängt all ihre Hoffnung an ihre Tagebücher, die aber in Prag zurückgeblieben sind.
Natürlich erkennt man zahlreiche Motive und Themen in den Geschichten wieder. Der politische Konflikt in der Tschechien mit der Sowjetunion, Liebe, Vergessen, Tod, Trauer, Unterdrückung (von Gefühlen, der Vergangenheit, ganzer Völker) und Erinnerung bzw. wie subjektiv Erinnerung sein kann. Aber vieles wird nur leicht angerissen, zwischen den Zeilen vermittelt. Man muss versuchen die losen Enden selbst zusammenzuknüpfen. Ich mochte vor allem seine Gedanken über Musik, dass Menschen wie Tonleitern angeordnet sind und dass auch die Literatur wie Musik angeordnet sein kann. Aber das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich über ein ähnliches Thema meine Magisterarbeit geschrieben habe.
Sex ist ebenfalls ein großes Thema in dem Buch. In jeder Geschichte schafft Kundera es explizite Szenen unterzubringen, deren Schilderungen oft unnötig in die Länge gezogen werden. Gleichzeitig wirkt es auch so, als ob Kundera selbst sehr sexistisch ist. Frauen scheinen Sex fast nie zu genießen, sie lassen ihn über sich ergehen, bieten ihn für Gegenleistungen an, ertragen, dass ihre Männer fremdgehen, denn so sind Männer nun mal. Eine Einstellung, die mich beim Lesen ziemlich aufgeregt hat. Alles in allem hat mich das Buch sehr enttäuscht.
Wer Kundera lesen will, sollte definitiv eher zu Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins greifen. Ich glaube, Das Buch vom Lachen und Vergessen ist eher etwas für absolute Fans von Kundera und nichts für Einsteiger.