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Christopher Isherwood: Das Denkmal

In der Vergangenheit habe ich ja schon ein, zwei Romane von Christopher Isherwood auf unserem Blog vorgestellt. Seine Berlin Stories hatten es mir sehr angetan, nicht nur, weil ich die Geschichten sehr schön geschrieben fand, sondern auch, weil ich meine Heimatstadt noch mal in einem ganz anderen Flair durch seine Augen sehen konnte. Auch seinen Roman Praterveilchen, ein Buch über den narzisstischen Filmregisseur Friedrich Bergmann, der mit Isherwoods Hilfe einen Film drehen will, hat mir durch seine tragisch-komischen Elemente unheimlich gut gefallen (auch wenn ich ihn nicht auf dem Blog vorgestellt hatte).

Nun hat der Hoffmann und Campe Verlag, der nach und nach alle Bücher von Isherwood herausgibt, seinen Roman „Das Denkmal“ in die Buchläden gebracht. Ursprünglich erschien das Buch 1932 und war Isherwoods zweiter Roman. Darin beschreibt er das Schicksal von Eric Vernon und seiner Familie, die sich nach dem Ersten Weltkrieg von ihren Traditionen und Gewohnheiten lossagen muss.

Im Zentrum steht vor allem die Beziehung zwischen Eric und seinem Cousin Maurice. Eric versucht seinem Vater nachzueifern, ein bescheidenes und strebsames Leben zu führen und ein gutes Cambridge-Studium hinzulegen. Der Vater scheint für ihn das ideale Vorbild zu sein, ein stiller Held, der im Krieg gefallen ist und dessen Name mit dem seiner Kameraden auf einem Denkmal für die gestorbenen Soldaten verewigt wurde. Maurice auf der anderen Seite ist ein Dandy, der gerne feiern geht, mit seinen Kumpels trinkt und Spritztouren im Auto unternimmt. Ihm sind Konsequenzen egal und irgendwie hat er immer das Talent, sich aus der Affäre zu ziehen.  Unterstützt wird Maurice dabei von Edward Blake, dem früheren besten Freund von Erics Vater, der Maurice oft bei seinen Missetaten unterstützt. Eric wiederum fühlt sich irgendwie abgestoßen und gleichzeitig hingezogen zu diesem merkwürdig-faszinierenden Mann.

Das Problem an dieser Geschichte Isherwoods: Es gibt irgendwie keinen konkreten Handlungsverlauf, dem man folgen kann. Die Kapitel sind einzelne Momentaufnahmen aus Erics, Maurice oder Edwards Leben gemischt mit denen zahlreicher Randfiguren, wie Erics Mutter, Maurices Mutter oder anderen Personen. Für mich war es deshalb wirklich unheimlich schwer, mich auf dieses Buch einzulassen. Immer, wenn ich das Gefühl hatte, einem der Charaktere habhaft zu werden, mich in ihn einzufühlen, war er schon wieder verschwunden. Und ich muss zugeben, dass ich bis zum Schluss deshalb Probleme hatte einige Figuren auseinander zu halten.

So ganz konnte mich Das Denkmal von Isherwood deshalb nicht überzeugen. Einsteigern in sein Werk würde ich definitiv empfehlen, mit den Berlin Stories anzufangen. Da hat sich sein wunderschöner Schreibstil auf jeden Fall um vieles weiterentwickelt, die Charaktere wirken greifbarer und die Story auch abgerundeter. Denn das gewisse Etwas hat mir an diesem Buch leider gefehlt.

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