Achtung Rant! Irgendwie habe ich in diesem Jahr mit Krimis und Thrillern bisher kein Glück gehabt. Keiner davon konnte mich so recht überzeugen. Und darin reiht sich auch „Die sieben Gründe zu töten“ von Uwe Wilhelm ein. Das Buch kommt definitiv in meine Top10 der schlechtesten Bücher, die ich gelesen habe.
Vielleicht liegt es daran, dass ich nur diesen letzten Band der Trilogie um die Staatsanwältin Helena Faber und ihre Familie von Uwe Wilhelm kenne. Aber ich hatte eigentlich nicht das Gefühl, viel von der Vorgeschichte verpasst zu haben. Der Kontext erschließt sich recht gut beim Lesen.
Worum geht es also? Zu Beginn der Story werden die beiden Töchter Katharina und Sophie entführt. Die Ältere, Katharina, kann befreit werden. Aber Sophie bleibt verschwunden. Ermittlungen ergeben, dass sie von Menschenhändlern nach Saudi-Arabien verkauft wurde. Dort wurde sie mit dem Sohn eines reichen Machthabers verheiratet und hat ein Kind von ihm bekommen.
Als Katarina einen Tipp erhält, wo sich ihre Schwester aufhält, will sie sich allein auf den Weg nach Saudi-Arabien machen. Doch auf dem Weg muss sie und ihre Familie zahlreiche Hindernisse überwinden.
Bei Uwe Wilhelm jagt ein Klischee das nächste
So weit, so gut. Was ist nun mein Problem an der Story? Zum einen ist die Handlung meiner Meinung noch völlig unglaubwürdig und wirkt unfassbar konstruiert. Schlimmer aber sind die Klischees mit denen Uwe Wilhelm um sich wirft.
Angefangen bei den Klischee-Figuren: Der Polizistenvater, der seine Tochter nicht finden kann und daran zerbricht. Die Staatsanwältin-Mutter, die im Knast gelandet ist, weil sie ihre Familie beschützen muss. Die Art wie Katharina geschildert wird, ist absolut überzogen: Durch die traumatischen Erlebnisse ist sie zu einer verhärmten, brutalen Süchtigen geworden, die sich gegen alles sträubt. Sie wohnt in Berlin, wo sie Typen in der Ubahn verprügelt, weil sie ein Mädchen belästigen. Gleichzeitig lässt Uwe Wilhelm sie aber selbst abfällig und rassistisch äußern und schildert ein Bild von Berlin, das einem Abziehbild aus einem Kaugummiautomaten gleicht. Für mich als waschechte Ur-Berlinerin natürlich eh ein No Go:
„Um mich herum lümmeln sich türkische Mädchen, die sich wie Nutten anziehen und in einen Regen aus billigem Parfum geraten sind. Ein Handwerker mit einer Flasche Bier in der Hand redet mit sich selbst. Eine Glatze, der so ekelhaft nach Hass stinkt, dass ich mich wegsetze.“
Uwe Wilhelm: Die sieben Gründe zu töten
Schlimmer sind die Schilderungen über Saudi-Arabien. Ich möchte gar nicht die Situation, vor allem nicht die der Frauen in Saudi-Arabien etc. beschönigen! Da gibt es auf jeden Fall noch jede Menge Handlungsbedarf. Und andere Experten kennen sich mit der aktuellen Situation um Längen besser aus als ich. Aber die Art, wie Wilhelm dieses Land schildert, ist so voller Vorurteile und vermeintlich gutgemeinter Verbesserungsvorschläge, dass es mich beim Lesen echt aufgeregt hat. Vieles ist plakativ beschrieben, dass es kaum auszuhalten ist.
Auf Suche nach Rechtfertigung im Nachwort
Im Nachwort schildert Uwe Wilhelm dann sogar, dass er (aus Gründen) nicht mal selbst vor Ort in Saudi-Arabien war, um für sein Buch zu recherchieren. Alle seine Beschreibungen habe er von Beratern aus zweiter Hand. Und mahnt den Leser dann noch mit erhobenem Zeigefinger, der schon andeutet, dass er vielleicht selbst merkt, wie sehr er beim Schreiben übers Ziel hinausgeschossen ist:
„Sollten Sie, liebe Lesende, die im Buch beschriebenen Vorgänge zuletzt allerdings für übertrieben und meine Berater für blind, auf welchem Auge auch immer, halten, empfehle ich folgende Bücher zur Lektüre.“
Uwe Wilhelm: Die sieben Gründe zu töten
Schade, denn das Thema hätte durchaus spannend verpackt werden können. Aber so gleich das Buch eher einem Groschenroman als einem guten Thriller.