Nicole Krauss: Die Geschichte der Liebe

Don’t judge a book by its cover! – Das hat mich Die Geschichte der Liebe von Nicole Krauss mal wieder gelehrt. Im Buchladen wäre ich an diesem kitschig anmutenden Titel sicherlich schnell vorbeigelaufen. Hätte das Buch nie in die Hand genommen. Aber da Nicole Krauss auch in meiner Sammlung von „1001 Bücher, die man gelesen haben sollte“ aufgeführt wurde, habe ich mich schließlich doch dazu entschlossen, das Buch zu lesen. Man soll ja auch über den Tellerrand schauen. Und ich bin so froh, dass ich das getan habe. Denn Krauss‘ Geschichte der Liebe hat mich wirklich total umgehauen.

„Die Geschichte der Liebe“ ist tatsächlich der Titel eines Romans in dem Buch von Krauss. Geschrieben wurde er von Leo Gursky. Gursky ist inzwischen ein alter Mann und lebt in New York. Das Manuskript schrieb er als junger Mann und schildert darin die Beziehung und Gefühle zu seiner großen Liebe Alma. Damals musste Alma vor den Nazis nach Amerika fliehen. Gursky bleibt in Polen zurück. Nichtsahnend, dass Alma schwanger von ihm ist. Als er nach dem Krieg sich ebenfalls nach Amerika aufmacht, muss er feststellen, dass Alma inzwischen einen anderen Mann geheiratet hat. Denn sie dachte, er sei im Krieg verstorben. In der Gegenwart lebt Gursky nun einsam in New York, wartet auf seinen Tod und versucht irgendwie doch noch Kontakt zu seinem Sohn aufzunehmen, der inzwischen ein berühmter Autor ist.

Parallel dazu entwickelt sich die Geschichte einer weiteren Alma – die nach eben jener Frau aus Gurskys Buch benannt ist. Ihre Eltern liebten das Buch und haben daher diesen Namen für ihr Kind ausgewählt. Diese Alma versucht über den Tod ihres Vaters hinwegzukommen. Eines Tages erhält Almas Mutter Post und den Auftrag „Die Geschichte der Liebe“ von Spanisch auf Englisch zu übersetzen. Und die kleine Alma macht sich inzwischen auf Spurensuche nach dem Mann, der das Manuskript geschrieben hat.

Wundervoll berührende Geschichte

Wundervoll künstlerisch verknüpft Nicole Kraus die verschiedenen Erzählstränge ihres Buches. Manchmal muss man ein bisschen zwischen den Zeilen lesen, um herauszubekommen, was sich dort abspielt. Es ist ein sehr ruhiges Buch, das unheimlich von der Atmosphäre lebt, die es kreiert. Dabei werden verschiedene Themen angeschnitten, allen voran natürlich die Liebe und die lebenslange Suche nach dieser, der Verlust von geliebten Menschen, die Einsamkeit, die damit einher geht. Aber auch der Verlust des eigenen Ichs und der Verlust der eigenen Wurzeln.

Gleichzeitig kommen immer wieder völlig unerwartete Twists in der Handlung vor. Dazu möchte ich gar nicht so viel sagen, um den Effekt beim Lesen nicht zu nehmen. Aber bei einigen Stellen war ich wirklich total überrascht und musste schlucken. Auch der Schluss war so wundervoll, dass ich fast ein paar Tränchen verdrücken musste. Und das passiert mir wirklich nicht oft – egal, wie gerne ich Bücher lesen. Aber meist richten sich diese Emotionen beim Lesen bei mir eher nach Innen und nicht nach Außen.

Gewidmet ist „Die Geschichte der Liebe“ übrigens Jonathan Safran Froer, den Nicole Krauss kurz vor der Veröffentlichung ihres Buches heiratete. Er wiederum widmet ihr seinen Bestseller „Extrem laut und unglaublich nah“. Foer-Fans sollten also sowieso auch das Buch von Nicole Krauss zur Hand nehmen, wenn das nicht schon passiert ist. Mich hat die Geschichte auf jeden Fall unheimlich berührt. Der Roman war seit langem Mal wieder ein richtiges Lese-Highlight für mich!

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