Vor dem Lesen erzählte Rushdie noch ein bisschen darüber, wie er auf die Idee zu dem Buch kam. Denn dafür, dass er sonst als großer Rationalist gilt, ist dieses Buch völliger anders, eine verrückte Geschichte voller verrückter Begebenheiten. Die Erklärung war für den Autor ganz einfach. Sein letztes Buch – seine Autobiografie mit dem Titel „Joseph Anton“ – war ein sehr reales Buch, mit dem er sich eine große Last vom Herzen geschrieben hat und eine Art von Abschluss zu dem Teil seines Lebens rund um das Todesurteil. Deshalb wollte er nun etwas völlig anderes kreieren, etwas Fantastisches, eine völlig verrückte Welt. So schuf er eine Welt voller Dschinns, die die Menschen heimsuchen,
Aber bei einem Autor wie Rushdie bleibt es natürlich auch nicht aus, über die aktuellen (politischen) Ereignisse zu sprechen. Denn erstaunlicher Weise hat sein aktuelles Buch wohl einige Parallelen zu den Anschlägen auf Paris – und das, obwohl Rushdie seinen Roman Anfang des Jahres vollendete. Er selbst sagte, dass er völlig erstaunt sei, wie seine Fiktion auf einmal ein Stück Wirklichkeit geworden ist. Denn auch darin geht es um den Kampf zwischen Vernunft und Glauben. Und damals kannte man den Begriff „ISIS“ noch gar nicht.
Wobei die Attentate, laut Rushdie, nichts mit Religion und dem Koran zu tun haben. Für ihn ist es ein Krieg gegen das Vergnügen und den Lebensgenuss. Denn auf einmal ist es schon genug etwas ganz Normales zu tun – wie zum Beispiel in einem Restaurant essen zu gehen oder bei einem Konzert Musik zu hören – um getötet zu werden. Rushdie fühlt sich dabei sehr erinnert an ein Zitat von H.L. Mencken. Das lautet: „Puritanism. The haunting fear that someone, somewhere, might be happy.“ Und deshalb ist Freude und Lebensfreude für ihn die beste Lösung, um den Terror zu bekämpfen. Genau so, wie es die Pariser tun und wieder auf die Straßen gehen.
Außerdem berichtete Rushdie davon, wie seine Mutter auf die ihm auferlegte Fatwa reagierte. Sie schrieb ihm Briefe, in denen sie sagte, dass sie zu Allah für ihn beten würde. Aber Rushdie antwortet ihr flapsig: „Please, don’t. It’s the wrong team!“ Er glaubt zudem an die Theorie, dass die Menschen die Religion überwinden werden, wegen den religiösen Gläubigen. Denn sie sind die schlechtesten Botschafter, die eine Religion haben kann – ganz so wie bei den ganzen religiösen Fanatiker, die sich z.B. im Namen Allahs umbringen und andere dabei mitreißen.
Gelesen wurde der deutsche Text übrigens von Tom Wlaschiha, der aus Game of Thrones berühmte Schauspieler. Und selbst Salman Rushdie war wohl sehr aufgeregt, weil er ein großer Fan der Serie ist. Mich hat die Diskussion um das Buch auf jeden Fall sehr neugierig gemacht und es ist nun definitiv ganz weit oben auf der Wunschliste! Außerdem fand ich es sehr beeindruckend, wie eindrucksvoll Rushdie über ernste Themen reden kann und trotzdem humorvolle Phrasen mit einbringt. Eine sehr beeindruckende Persönlichkeit!
Cat