Kerstin Cantz: Fräulein Zeisig und der frühe Tod

München in den 60iger Jahren. Der Tod eines kleinen Mädchens erschüttert die Gemeinde. Wie das Kind zu Tode gekommen ist, gibt der Polizei ein Rätsel auf. Schließlich es gibt keine Anzeichen von Gewaltanwendung. Neben Hauptkommissar Manschreck ermittelt auch Elke Zeisig an dem Fall. Sie ist einige der wenigen Frauen bei der neuen Weiblichen Kriminalpolizei. Damit eckt sie nicht nur bei ihren Ermittlungen immer wieder an, sondern auch im privaten. Denn die ihre Mutter hatte ganz andere Zukunftsvisionen für die Tochter.

Der historische Krimi von Kerstin Cantz fängt eigentlich sehr spannend an. Ich fand es unheimlich spannend zu erfahren, dass damals schon Frauen bei der Polizei ermitteln durften. Das war sicherlich ein großer Durchbruch für die damaligen Verhältnisse, in denen Frauen ja oftmals noch ihren Mann um Erlaubnis bitten mussten, wenn sie arbeiten wollten.

Zu viele Nebenhandlungen verderben den Brei

Auch der Kriminalfall hat mich am Anfang gepackt. Ich wollte unbedingt erfahren, was dem kleinen Mädchen widerfahren ist. Doch dann verwickelte Kerstin Cantz sich irgendwie zu sehr in Nebengeschichten. Wir werden abgelenkt durch die Erlebnisse von Elke Zeisigs Bruder. Der gerät unverhofft in die Jugendaufstände in Schwabing hinein, wird von einer jungen Frau gerettet und verliert schließlich seine Unschuld an sie. Eine weitere Figur ist der Reporter Ludwig Maria Seitz, dessen Name auch gefühlt jedes Mal im Ganzen genannt wird. Er ist für seine Zeitung immer auf der Suche nach einer packenden Story und ist so auch beim Mordfall mit dabei, aber auch bei den Aufständen. Und schließlich erfahren wir über Rückblicke wie Fräulein Zeisig überhaupt auf die Idee kam, sich bei der Kriminalpolizei zu bewerben.

Nun kommt leider das große „Aber“, Denn trotzt des spannenden historischen Flairs des Krimis, konnte mich die Plotline durch die vielen Seitenstränge nicht recht packen. Fräulein Zeisig bleibt als Figur leider ebenfalls ziemlich blass. Und so wirkt die ganze Ermittlung trotz packenden Openings recht unspektakulär. Bei dem nur 288 Seiten starken Büchlein hätte Kerstin Cantz sich lieber auf die Hauptstory konzentrieren sollen, um diese spannend aufzuziehen. Die zahlreichen Nebenhandlungen lenken leider zu viel ab und rauben dem Krimi sein Entfaltungspotenzial.

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