Mit „Okaye Tage“ legt die über ihren YouTube Channel bekannte Jenny Mustard ihr literarisches Debüt vor (Übersetzt von Lisa Kögeböhn). Die Geschichte dreht sich um Sam und Luc, die sich in London begegnen und eine intensive Beziehung beginnen. Doch schnell zeigt sich: Es ist mehr als nur ein aufregender Sommerflirt.
Die impulsive Sam, die eigentlich in Stockholm lebt, ist nur für ein Marketing-Praktikum in London. Sie geht gern feiern und ist auch dem Alkohol nicht ganz abgeneigt. Luc hingegen sucht nach seinem Traumjob. Er arbeitet als Verkäufer in einer Boutique, hasst es dort aber und zählt manisch Kalorien. Die beiden könnten kaum unterschiedlicher sein. Trotzdem fühlen sie sich tief zueinander hingezogen.
Mustard beschreibt die Anziehung zwischen den beiden Protagonisten mit einer Leichtigkeit, die fast schon magisch wirkt. Doch genauso sensibel schildert sie die Herausforderungen, denen sie sich stellen müssen: Missverständnisse, Eifersucht und das Ringen um die eigene Identität. Besonders gelungen finde ich die wechselnden Perspektiven der Erzählung. Sam und Luc haben ihre eigenen Sichtweisen, die oft auf überraschende Weise aufeinanderprallen.
Die Erzählung gewinnt an Tiefe, als klar wird, dass Liebe allein nicht ausreicht. Mustard thematisiert Themen wie Selbstverwirklichung, Karriere und den Druck, immer die beste Version seiner selbst zu präsentieren. Auch die Herkunft der beiden spielt eine wichtige Rolle. Sam hat ihre Wurzeln in Bukarest, während Luc früh seine Mutter verloren hat – beides beeinflusst, wie sie die Welt und ihre Beziehung zueinander sehen.
Mustard zeigt, wie schwer es sein kann, in einer fremden Stadt Fuß zu fassen und gleichzeitig eine Beziehung zu führen. Die Probleme, die dabei entstehen, sind realistisch und nachvollziehbar. Trotz der ernsten Themen bleibt das Buch durchzogen von einer gewissen Leichtigkeit und Humor.
Tatsächlich konnte ich mich in Luc viel mehr einfühlen als in die impulsive Sam. Deren Gedanken und Verhalten ist komplett anders als mein eigenes. Daher mochte ich die Kapitel mit Luc auch wesentlich lieber. Obwohl ich nicht so recht ein Fangirl von Coming of Age Liebesgeschichten bin, was „Okaye Tage“ aber dennoch ein netter und kurzweiliger Roman. Die Story hat sich flüssig weggelesen. Mustard greift moderne Szenarien und Situationen auf, in die man sich gut hineinversetzen kann. Gleichzeitig ist die Story von Luc und Sam keine schnulzige Klischee-Lovestory.