Hilde Rød-Larsen: Diamantnächte

„Diamantnächte“ von Hilde Rød-Larsen hat mich etwas verwirrt zurückgelassen. In erster Linie war ich ratlos darüber, was genau ich da nun eigentlich grad gelesen hatte. Und auch darüber, ob ich diese Geschichte nun eigentlich gut oder schlecht finde?

Aber von vorne!

In „Diamantnächte“ reflektiert die Protagonistin Agnete über ihr Leben. Sie ist inzwischen das zweite Mal verheiratet und hat eine Tochter, die bald erwachsen ist. Mit einem Mal scheinen ihr alle Haare auszufallen. Als ihr Mann auf Geschäftsreise fährt, fängt sie an, über ihr Leben nachzudenken.

Sie blickt zurück auf ihre Unizeit und wie sie dort ihre Freundin Jenny kennenlernt. Die Mädchen werden fast unzertrennlich. Schließlich verbringen sie die Wochenenden oft im Haus von Jennys Vater. Der arbeitet als Psychologe und hat neben dem Haus seine eigene Praxis. Agnete fühlt sich stark zu Alexander hingezogen. Und so haben die beiden schließlich Sex auf seiner Psychiater-Couch. Das ganze entpuppt sich als langjährige Affäre, aus der Agnete sich nicht lösen kann. Immer wenn Alexander ruft, ist sie zur Stelle.

Klingt eigentlich nach einer recht überschaubaren Story. Ist es aber nicht. Denn die Handlung ist in verschiedene Abschnitte aufgeteilt. Dabei ändern sich nicht nur immer wieder die Erzählperspektiven, sondern zum Beispiel auch die Namen der Protagonistin.

Man fragt sich beim Lesen, ob es wirklich nur eine Person ist? Oder ob hier verschiedene Geschichten erzählt werden? Oder leidet Agnete unter einer psychischen Erkrankung? Hat sie verschiedene Persönlichkeiten?

„Diamantnächte“ lässt sich schnell durchlesen. Hilde Rød-Larsen nutzt eine einfache Sprache für ihre Erzählung. Die Formulierungen täuschen einen lockeren Stil vor, hinter dem sich aber permanent mehr zu verstecken scheint. Täuscht die Protagonistin den Leser? Oder täuscht sie sich selbst etwas vor?

Vieles bleibt auch zum Ende des Buches ungelöst. Hilde Rød-Larsen lässt uns Lesern in „Diamantnächte“ unheimlich viel Freiraum für Interpretation. Das muss man mögen. Mich irritiert das Gefühl, so völlig planlos aus einem Buch herauszugehen. Ich fand es stilistisch toll geschrieben. Es werden zahlreiche Themen angerissen, die bewegen: Essstörung, Machtmissbraucht, (sexuelle) Abhängigkeit.

Aber mir fehlte dennoch die nötige Tiefe für solch komplexe Probleme. Alles wird nur angedeutet oder angerissen. Nie geht es ins Detail. So war es für mich schwierig komplett nachzuvollziehen, was die Geschichte mir eigentlich sagen wollte.

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