Gloria Naylor: Mama Day

Kennt ihr Gloria Naylor? – Mir war der Name ehrlich gesagt gar kein Begriff, bis ich ihr Buch „Mama Day“ in der Verlagsvorschau vom Unionsverlag entdeckt habe. Tatsächlich ist Naylor eine recht renommierte Autorin, deren Roman „Die Frauen von Brewster Place“ zum Beispiel mit Oprah Winfrey verfilmt wurde.

In ihrem dritten Buch „Mama Day“ schildert Gloria Naylor die Geschichte einer Familie, die von ihrer Vergangenheit und ihren Geheimnissen geplagt wird. Im Mittelpunkt des Romans steht die afro-amerikanische Familie Day: Mama Day (Miranda), ihre Schwester Abigail und Ophelia, genannt Cocoa. Deren Familie stammt von einer Sklavin ab und hat seit 1891 die Insel Willow Springs im Besitz, die an Georgia und South Carolina grenzt und ein bisschen wie ein Niemandsland wirkt. Sie führen ein einfaches und zuweilen sehr bewegtes Leben auf dieser Insel, zusammen mit anderen Bewohnern wie Bernice und Ambush, Dr. Buzzard, Ruby, Junior Lee, Pearl und unzähligen anderen.

Cocoa jedoch sagt sich los von der Insel und den Traditionen und versucht in New York ihr Glück und einen Job zu finden. Aber jeden August kehrt sie in die Heimat zurück, um die Familie zu besuchen. Schließlich lernt sie bei einem Vorstellungsgespräch George kennen. Die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein. Und dennoch verlieben sie sich. Als Cocoa ihren neuen Mann das erste Mal mit nach Hause bringt und ihrer Familie vorstellt, geraten die Dinge jedoch aus den Fugen und es braut sich ein Sturm zusammen.

Gloria Naylor ist eine meisterhafte Erzählerin

Naylor lässt im Wechseln Cocoa und George aus der Ich-Perspektive sprechen. Dadurch erfahren wir viel über ihre Gedanken und unterschiedlichen Lebensansichten. Gleichzeitig wirken diese Abschnitte, als würden die Liebhaber miteinander sprechen. Ihre Beziehung ist nicht immer einfach, denn beide haben unterschiedliche Vorgeschichten und Eigenheiten. Hinzu kommt eine weitere Handlungsebene, bei der die Geschehnisse in Willow Springs beschrieben werden. Hier lernen wir die unterschiedlichen Bewohner und ihre Macken und Schicksale kennen. Mir hat dieser Teil der Handlung tatsächlich am Besten gefallen. Wenn Mama Day bei ihren Erlebnissen im Dorf begleiten.

Je mehr Seiten man liest, zeigt sich, was für einer meisterhafte Erzählerin Gloria Naylor ist. Ihre Figuren sind lebendig und tiefgründig gestaltet. Jede mit ihrem Schicksal, aber gleichzeitig herrlich skurril und komisch sowie sarkastisch. Vordergründig scheint „Mama Day“ nur eine Liebesgeschichte zu sein. Doch je mehr man in dieses Buch abtaucht, eröffnet sich eine Vielfalt von Naturbeschreibungen, Traumsequenzen und magischen Erlebnissen. Anspielungen auf Shakespeare finden sich mischen sich mit afroamerikanischer Folklore.

Gloria Naylor ähnelt von der Grundthematik Toni Morrison. Aber ihre Sprache ist viel gewaltiger, vielschichtiger und überbordend. Man fühlt die Hitze der Südstaaten beim Lesen. Riecht die Speisen und fühlt sich fast selbst mit einem Voodoo-Zauber belegt, weil man das Buch gar nicht weglegen kann. Wahrscheinlich muss man diese Geschichte mehrfach lesen, um alle feinen Nuancen zu begreifen. Ich bin super froh, diesen Roman entdeckt zu haben!

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