Boris Pasternak: Doktor Schiwago

Doktor Schiwago – dieser Name ist sicherlich auch vielen Nicht-Lesern ein Begriff. Allein schon aufgrund der bekannten Verfilmung, die ganze fünf Oscars erhielt. 1945 bis 1955 schrieb Boris Pasternak an seinem Roman, der ihm schließlich auch den Nobelpreis einbrachte. Und das, obwohl das Buch zunächst gar nicht in Russland bzw. der UdSSR erscheinen durfte. Stattdessen erschien die Erstausgabe auf Italienisch. In der Sowjetunion wurde Doktor Schiwago erst 1988 – 28 Jahre nach Pasternaks Tod – herausgegeben.

Das Buch erzählt in großen Zeitsprüngen die Lebensgeschichte von Juri Andrejewitsch Schiwago. Als Zehnjähriger verstirbt seine Mutter und der Junge kommt bei seinem Onkel unter, dann bei einer Pflegefamilie. Juri reift heran, studiert Medizin ( obwohl seine Liebe der Poesie gehört) und heiratet schließlich Tonja, die Tochter der Pflegeeltern.

Doktor Schiwago zwischen Weltkrieg, Revolution und Zarensturz

Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs arbeitet Schiwago in einem Lazarett. Dort trifft er erneut auf Lara Antipowa. Beide kennen sich von früher. Sie hat sich inzwischen freiwillig als Krankenschwester gemeldet, um ihren Mann zu finden. Es kommt, was kommen muss: Juri und Lara verlieben sich, werden aber durch den Krieg wieder getrennt.

Die Handlung spannt sich weiter über die historischen Ereignisse hinweg: Die Februarrevolution zieht langsam herauf. Schiwago wird in die Zwangsarbeit geschickt, seine Familie gezwungen das Land zu verlassen. Es folgen der Untergang des Zarenreichs und der russische Bürgerkrieg. Während Juri Schiwago zunächst der Revolution noch positiv gegenübersteht, wandelt sich sein politisches Bild langsam. Denn er sieht, wie die Menschen unter dem Elend leiden müssen. Und über allem schwebt die Frage: Kehrt Schiwago zu seiner Familie zurück? Oder führt das Schicksal ihn zu seiner Geliebten Lara?

Obwohl Doktor Schiwago so viele politische Themen und historische Ereignisse umfasst, liest sich das Buch von Stil her sehr einfach. Denn die Sprache ist recht schlicht gehalten. Poetisch sind dagegen Pasternaks Schilderungen über Natur, Liebe und Philosophie. Denn immer wieder werden Überlegungen in den Text eingestreut: Über den Wandel der Gesellschaft, den Aufstand der Arbeiterklasse, die Revolution. Die vorherige Diktatur wird ganz offensichtlich in Frage gestellt.

Zu viele Themen und zu viele Personen

Schwieriger hat den Roman aber die Vielzahl an Personen gemacht. So viele Figuren tauchen auf und dann einfach wieder ab. Manchen begegnet man später wieder. Andere verpuffen einfach im Nichts. Sodass ich mich jedes Mal fragte: Muss ich mir diesen Namen jetzt auch noch merken? Selbst die Hauptcharaktere wie Juri Schiwago und Lara Antipowa blieben für mich während der ganzen Lektüre unnahbar. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich mich in sie hineinversetzen konnte oder mit ihnen mitgefühlt habe. Keine Figur ist mir an Herz gewachsen. Was echt schade ist.

Auch die vielen Zeitsprünge haben das Lesen nicht viel leichter gemacht. So habe ich versucht, die einzelnen Kapitel immer als Momentaufnahmen zu sehen. Eine Sammlung von Eindrücken des politischen Zeitgeschehens. Ein richtig flüssiger Roman war Doktor Schiwago für mich einfach nicht. Vielleicht bin ich ein Banause, dass mich so ein eigentlich bedeutendes Buch nicht begeistern konnte. Aber leider ist Doktor Schiwago total unter meinen Erwartungen geblieben.

Facebooktwitterrssinstagram

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert