Anne Rice: Interview mit einem Vampir

Wer unserem Blog regelmäßig folgt, der weiß, dass ich von Filmen eigentlich nicht viel Ahnung habe. Meistens kann ich sagen: Ich hab das Buch gelesen. Oder – wenn ich den Film noch nicht kenne – freue mich, das Buch völlig unvoreingenommen zu lesen ohne bereits Bilder im Kopf zu haben. Bei Interview mit einem Vampir ist es anders. Der Film aus dem Jahr 1994 mit Brad Pitt und Tom Cruise in den Hauptrollen zählte damals zu einem meiner absoluten Lieblingsfilme! Und das, obwohl ich damals noch gar nicht so alt war.

Umso mehr habe ich mich gefreut, dass Blanvalet den absoluten Klassiker von Anne Rice aus dem Jahr 1979 nun neu aufgelegt hat und ich damit passend zu Halloween dieses Jahr eine tolle Lektüre hatte!

In Interview mit einem Vampir berichtet der Protagonist Louis einem Journalisten seine Verwandlung in einen Untoten und was damit einhergeht: Louis wächst im New Oelaens von 1791 auf. Als er 25 Jahre alt war, verstirbt Louis‘ jüngerer Bruder und der junge Mann wünscht sich eigentlich nichts mehr als den Tod. Eines Nachts wird Louis‘ von einem Vampir namens Lestat angegriffen. Er gibt Louis die Wahl: sterben oder selbst zum Vampir werden?

Sterben oder als Untoter leben?

Louis entscheidet sich für letzteres und wird von seinem „Vampir-Vater“ Lestat in die Geheimnisse der Untoten eingewiesen. Kurze Zeit später ergänzen die beiden ihre kleine „Familie“ um Claudia. Sie finden das kleine Mädchen kurz vor dem Verhungern neben ihrer toten Mutter und beschließen, sie aufzunehmen.

Die drei sind hin und hergetrieben zwischen eine Hassliebe. Claudia und Louis scheinen in ihrem Leid verbunden zu sein. Beide können sich nicht wirklich zu 100% mit ihrem untoten Leben anfreunden. Lestat erscheint als der piesackende, besserwissende Patriarch der Runde. Und langsam aber sicher scheinen sich die beiden Vampir-Kinder gegen ihn aufzulehnen.

Vampir sein bedeutet für ihn Rache, Rache am Leben selbst. Jedes Mal, wenn er jemanden umbrachte, war es Rache. Kein Wunder also, wenn er nicht und niemanden achtete. Er war unzugänglich für die Nuancen einer Vampirexistenz, weil er mit geradezu manischer Rachsucht auf das sterbliche Leben fixiert war, das er hinter sich gelassen hatte. Von Hass verzehrt, blickte er zurück. Von Neid verzehrt konnte ihn nichts befriedigen, wenn er es nicht von anderen nahm, und sobald er es hatte, wurde er sogleich wieder kalt und unbefriedigt und jagte nach einem neuen Opfer. Rachsucht, blinde, sinnlose und verächtliche Rachsucht.

Anne Rice – Interview mit einem Vampir

Bei jedem Wort das ich las war ich sofort drin in Anne Rices Erzählung. Sie hat einen unheimlich tollen und packenden Schreibstil, der einen in Atem hält und das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen lassen will. Da ich den Film sehr, sehr gut kenne, kamen sofort alle Bilder hoch. Teilweise habe ich die Dialoge sofort wiedererkannt und die Stimmen der Schauspieler im Ohr gehabt.

Interview mit einem Vampir ist ein Vampir-Roman der alten Schule. Nichts mit schnulzigen Dreiecksbeziehungen zwischen Mensch, Vampir und Werwolf. Stattdessen sind die Charaktere hin und hergerissen: Zwischen Leben und Tod. Zwischen Liebe und Hass – zu sich selbst, aber auch zu ihrem „Schöpfer“. Und sie sind auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und ihres Daseins. Gibt es einen Gott? Gibt es einen Teufel? Wer hat den ersten Vampir geschaffen? Welchen Erfüllung kann dieses Leben in den Schatten mit sich bringen. Das sich nur durch Tod und Blut am Leben hält.

Und das schafft eben die Tiefe in den Charakteren und dem Buch. Es ist keine seichte Teenie-Schmonzette. Sondern ein Buch, das verschiedene Genres und Themen bedient. Natürlich ist es eine Gothic Novel, aber man kann auch Elemente des Abenteuerromans und des Bildungsromans erkennen. Eben dies macht die Lektüre zu so einem großen Vergnügen. Genauso natürlich wie die spannende Handlung, da man unbedingt wissen will, wie es mit dem Trio weitergeht. Ob ein „Leben“ für sie in Glück und Harmonie möglich ist? Oder ob Wesen der Nacht nur auf der Seite der Dunkelheit existieren können. Ein toller moderner Klassiker, der besonders in den dunklen Herbst- und Winterstunden für die passende Stimmung sorgt!

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2 Kommentare

  1. Liebe Britta,
    was für eine tolle Rezension! Interview mit einem Vampir gehört(e) auch zu meinen Lieblingsfilmen und die Vampir-Reihe von Anne Rice habe ich vor vielen Jahren verschlungen. Deine Rezension macht Lust, mich mal wieder in diese Welten zu begeben. Danke.
    Herzliche Grüße
    Marie

    1. Liebe Marie,

      vielen Dank für deinen Kommentar. Mir ging es ganz ähnlich. Ich habe den Film so, so, so sehr geliebt früher. War richtig happy, dass ich nun endlich mal das Buch dazu gelesen habe. Freut mich, wenn dir der Post auch Lust auf mehr gemacht hat!

      Viele Grüe
      Britta

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