John Irving: Owen Meany

John Irvings Owen Meany ist ein epischer Roman über Freundschaft, Glaube und die Suche nach Sinn in einer oft unübersichtlichen Welt. Die Geschichte wird von John Wheelwright erzählt, der in Rückblicken seine Kindheit und Jugend in New Hampshire schildert. Im Zentrum steht Owen Meany, sein kleiner, begabter Freund mit der markanten Stimme und der tiefen Überzeugung, dass er von Gott auserwählt ist, eine besondere Aufgabe zu erfüllen.

Owen Meany hat mich stark an Oskar Matzerath aus Günter Grass‘ Die Blechtrommel erinnert. Beide Figuren sind außergewöhnlich, besitzen eine starke Symbolkraft und wirken wie Botschafter für etwas Größeres. Wie Oskar, der mit seiner Trommel und seiner Weigerung zu wachsen die Welt um sich herum kommentiert, steht auch Owen Meany außerhalb der normalen gesellschaftlichen Regeln. Seine Stimme und sein unerschütterlicher Glaube machen ihn zu einer Figur, die die Grenzen des Alltäglichen sprengt. Beide sind klein von Statur, aber groß in ihrer Wirkung, und ihre Geschichten handeln davon, wie Außenseiter die Welt verändern können.

Owen Meany – kleiner Mann mit großer Stimme

Irving verwebt meisterhaft große Themen wie Religion, Politik und Identität mit humorvollen und zutiefst berührenden Momenten. Die Beziehung zwischen Owen und John ist das Herzstück des Romans. Gemeinsam erleben sie Abenteuer, Verluste und Herausforderungen, die ihre Freundschaft auf die Probe stellen, aber auch vertiefen. Owens feste Überzeugung, dass alles in seinem Leben auf eine Mission hinausläuft, zieht sich wie ein roter Faden durch die Erzählung.

Besonders beeindruckend ist Irvings Fähigkeit, ernste Themen mit Leichtigkeit zu verbinden. Er wechselt mühelos zwischen Humor und tiefem Ernst. Durch die Rückblenden und Zeitsprünge erschafft er ein komplexes Bild von Ereignissen, die nach und nach in Owens Schicksal münden.

Owen Meany ist ein Roman über die Kraft des Glaubens, das Zusammenspiel von Vorsehung und Zufall und die Frage nach dem Sinn des Lebens. Es ist eine Geschichte, die emotional und intellektuell bewegt und lange nachklingt. Für mich gehört sie, wie Die Blechtrommel, zu den Büchern, die noch lange nach dem Lesen in einem nachhallen.

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