Nachdem ich letztes Jahr ein paar zauberhafte Tage in Danzig verbracht habe, konnte ich einfach nicht widerstehen, mich in ein Buch zu vertiefen, das diese faszinierende Stadt als Bühne für eine skurrile Geschichte nutzt – „Die Blechtrommel“ von Günther Grass. Eine Lektüre, die nicht nur literarisch anspruchsvoll, sondern auch eng mit Danzigs reicher Geschichte verbunden ist.
Günther Grass, geboren und aufgewachsen in Danzig, bringt uns in diesem Meisterwerk die Geschichte Deutschlands durch die skurrile Perspektive von Oskar Matzerath nahe. Oskar ist ein ungewöhnlicher Junge, der bereits im Alter von drei Jahren beschließt, nicht mehr zu wachsen und stattdessen eine Blechtrommel zu schlagen. Diese Trommel wird zu seinem ständigen Begleiter und Ausdruck seiner Ablehnung gegenüber der erwachsenen Welt, die er als absurd und irrational empfindet.
Oskar wächst in Danzig auf und erlebt die politischen und sozialen Umbrüche im Deutschland der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Trommelschläge haben eine merkwürdige Wirkung auf die Menschen um ihn herum: Sie führen zu Zerstörung und Chaos. Durch seine Trommel und seine scharfe Beobachtungsgabe wird Oskar zu einer Art prophetischer Figur, die die Absurditäten der menschlichen Natur entlarvt.
Der Roman enthält eine Vielzahl von Figuren und Ereignissen, die die deutsche Geschichte von den 1920er Jahren bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs umspannen. Grass verwebt geschickt persönliche Geschichten mit historischen Ereignissen und präsentiert dabei eine Kritik an der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung Deutschlands.
Blechtrommel – Weltliteratur, die man einmal gelesen haben muss
Oskar Matzerath ist nicht nur ein Beobachter, sondern auch Akteur in verschiedenen politischen und sozialen Situationen. Seine Sichtweise ist jedoch geprägt von einer satirischen Distanz und einem schwarzen Humor, der die Absurdität der menschlichen Natur betont.
„Die Blechtrommel“ ist nicht nur ein historischer Roman, sondern auch ein Werk, das sich mit Fragen der Identität, Schuld und Verantwortung auseinandersetzt. Der Roman endet im Krankenhaus, wo Oskar beschließt, nicht mehr zu trommeln und stattdessen zum Erwachsenwerden zurückkehrt. Dabei wird er von der Vergangenheit eingeholt, und die Frage nach seiner Verantwortung für die Geschehnisse in seiner Umgebung bleibt im Raum.
Günter Grass erhielt für „Die Blechtrommel“ 1999 den Nobelpreis für Literatur, und der Roman hat einen festen Platz in der Weltliteratur als ein Meisterwerk der deutschen Literaturgeschichte. Damit ist der Roman ein Klassiker, den man irgendwann im Leben einfach einmal gelesen haben sollte. Allerdings braucht man auch einen etwas langen Atem dafür. Denn das Buch ist nicht nur recht dick, sondern die kuriosen Wendungen von Oskars Leben verlangen einem auch manchmal etwas viel ab, um am Ball zu bleiben. Aber dann gibt es wieder herrlich skurril-witzige Szenen, die einen belohnen. Also unbedingt bis zum Ende durchhalten und sich auf diese irrwitzige Lebensgeschichte einlassen.
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