„Weiße Zeit der Dürre“ von André Brink entführt uns in die raue Realität des südafrikanischen Apartheid-Regimes. Mit meisterhaftem Erzähltalent und einer tiefgreifenden Auseinandersetzung mit menschlichen Beziehungen wirft das Buch einen Blick auf eine düstere Periode der Geschichte.
Der Roman spielt in den 1970er Jahren, einer Zeit intensiver politischer Spannungen und sozialer Unruhen in Südafrika. Die Apartheid, ein rassistisches System der institutionalisierten Diskriminierung, bildet den Hintergrund für die Erzählung und prägt das Leben der Charaktere.
Im Mittelpunkt steht Ben Du Toit, ein weißer südafrikanischer Lehrer, dessen Weltbild durch eine Reihe von Ereignissen erschüttert wird. Als Jonathan Ngubene, der Sohn des Schulhausmeisters, erst ohne Grund verhaftet wird und seine Eltern kurz darauf nur noch über dessen Tod informiert werden, beginnt für Ben eine persönliche Reise der Selbstfindung und moralischen Reflexion. Die Handlung entfaltet sich in einem fesselnden Spannungsbogen, der Bens innere Konflikte und seine Reaktionen auf die Ungerechtigkeiten der Apartheid zeigt. Aber auch die Konflikte von Bens Umfeld, z.B. von seiner Frau oder seinen Kindern, werden beleuchtet und wie diese damit umgehen, dass sich ihr Vater / Ehemann plötzlich gegen das Apartheidssystem stellt und für die POC engagiert.
André Brink schreibt über Rassismus und soziale Gerechtigkeit
„Weiße Zeit der Dürre“ berührt zahlreiche Themen, darunter Rassismus, soziale Gerechtigkeit, persönliche Verantwortung und die Suche nach Menschlichkeit in einer dehumanisierenden Umgebung. Brink stellt die Frage nach der moralischen Verantwortung jedes Einzelnen in einer Gesellschaft, die von Vorurteilen und Ungleichheit geprägt ist.
André Brinks schriftstellerische Fähigkeiten kommen in diesem Werk besonders zum Tragen. Seine poetische Sprache verleiht der Erzählung eine tiefe emotionale Intensität und ermöglicht es den Lesern, sich mit den Charakteren zu identifizieren und ihre inneren Kämpfe nachzuvollziehen.
„Weiße Zeit der Dürre“ ist nicht nur ein literarisches Meisterwerk, sondern auch ein bedeutendes Zeitdokument, das die Leser dazu anregt, über die dunklen Kapitel der Geschichte und die menschliche Fähigkeit zur Veränderung nachzudenken. Vor allem, wenn man das Vorwort des Autors liest! Denn darin berichtet André Brink davon, dass er in diesem Roman die Tagebücher und Notizen seines Freundes Ben Du Toit verarbeitet, die dieser ihm zugespielt hat. Wir wissen also gleich zu Beginn, dass dies keine rein erfundene Geschichte ist, sondern auf wahren Tatsachen beruht. Und das lässt die Erlebnisse gleich noch krasser wirken. Brink hat mit diesem Roman eine zeitlose Geschichte geschaffen, die auch heute noch relevante Fragen zur Menschlichkeit und sozialen Gerechtigkeit aufwirft.