Hurra! Endlich ein neues Buch von Walter Moers! Dachte ich, als ich die Ankündigung in der Verlagsvorschau des Penguin Verlags sah! Nun ist der neue Zamonien-Band mit dem Titel „Der Bücherdrache“ endlich auch im Buchhandel erhältlich und ich hatte das Glück, ein wundervoll dekoriertes Exemplar vom Verlag direkt zugeschickt zu bekommen. Wo sollten Aufkleber und Anstecker mit dem Text „Ich bin ein Buchling“ besser aufgehoben sein, als beim Buchlingreport? 😉
Optisch ist das neue Zamonie-Buch wirklich eine absolute Perle! Das Cover ist wunderschön gestaltet, der Einband super hochwertig und mit Relief, sodass es sich wirklich anfühlt wie die Schuppen des Bücherdrachens. Und auch im Inneren ist der Band mit den tollen, phantasievollen Zeichnungen von Walter Moers versehen, so wie man sich das als Fan der Geschichten um Hildegunst von Mythenmetz eben vorstellt. Es fühlt sich ein bisschen wie ein Heimkommen nach Buchhaim an.
Aber – und das ist ein wirklich großes aber – wer jetzt die langersehnte Fortsetzung der Geschichte um die Stadt der träumenden Bücher erwartet, ist weit gefehlt. Zwar geht es hier wieder um Hildegunst von Mythenmetz und auch die beliebten kleinen Buchlinge kommen wieder vor. Aber ansonsten hat es nicht viel mit der Stadt der träumenden Bücher gemein.
Also worum geht es? Hildegunst von Mythenmetz träumt einen Traum in dem er einen Traum hat… klingt schon mal ziemlich umständlich verpackt. Darin trifft er auf den kleinen Buchling, der sein Werk auswendig lernen muss, und der einfachheithalber Hildegunst 2 genannt wird. Und dieser zweite Hildegunst möchte gerne Schriftsteller werden. Deshalb fordert Hildegunst den Buchling auf, ihm eine wahre Geschichte zu erzählen. Ihr seht schon: so entsteht eine weitere Erzählebene. Eine Geschichte in einem Traum eines Traumes… ziemlich umständlich für meinen Geschmack. Und irgendwie störte mich das dann auch dauernd, dass die beiden Hildegunste sich immer wieder bei der Erzählung unterbrachen und ständig Floskeln wie „Und dann berichtete er“ eingefügt werden mussten. Ohne zu viel von den Abenteuern des Buchlings verraten zu wollen, möchte ich nur soviel sagen: durch den Bücherdrachen kommt dann wieder ein neues Gespräch hinzu, dass auch wiedergegeben werden muss… und irgendwie war es mir damit einfach zu viel. Ich hätte es schöner gefunden, wenn die Geschichte „aktiv“ geschildert worden wäre. Nicht immer diese stelzigen indirekten Erzählungen. Das hat dem ganzen irgendwie etwas seinen Schwung genommen.
Denn eigentlich hätte die Geschichte eine Menge Potenzial und Spannung gehabt. Von mir aus hätte man alles um den „original“ Hildegunst von Mythenmetz weglassen können und einfach gleich den kleinen Buchling als Hauptcharakter einführen sollen. Das sind doch eh die heimlichen Favoriten aller Leser der Geschichten um die Stadt der träumenden Bücher. Ich wäre lieber in das Leben der Buchlinge in der ledernden Grotte weiter eingetaucht und hätte mehr über diese putzigen kleinen Wesen und ihre Abenteuer erfahren. So wurde alles dann doch ziemlich schnell abgefrühstückt, als es endlich spannend wurde. Kein Wunder, hat das Buch auch nur ca. 160 Seiten inklusive der – zugegeben sehr schönen – Zeichnungen von Walter Moers und noch einer weiteren Leseprobe am Ende.
Irgendwie hat man leider das Gefühl, dass bei Walter Moers ein wenig die Luft raus ist. Oder vielleicht auch die Anspannung zu groß. Alle erwarten das Schloß der träumenden Bücher und nach dem riesen Erfolg des ersten Bandes ist der Druck vielleicht einfach zu hoch… vielleicht hat Moers ja auch das Orm verlassen? Und nun versucht er für sich und uns diese Durststrecke mit kleineren Geschichten zu überbrücken? Keine Ahnung. Der Bücherdrache war auf jeden Fall „ganz nett“, aber so richtig umgehauen hat es mich jetzt nicht wirklich beim Lesen.
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