Der autobiografische Roman Borstal Boy vom irischen Autor Brendan Behan berichtet von Behans Erfahrungen in System der Besserungsanstalten in England (genannt Borstal). Behan, der mit 13 Jahren Mitglied der IRA wurde, wird 1939 mit 16 Jahren in Liverpool verhaftet als er vorhatte den Hafen in die Luft zu sprengen. Doch das gelang ihm nicht, da die Polizei ihn vorher verhaften konnte. Wegen seines Alters kam er nicht ins Gefängnis, sondern ins Borstal-System, vergleichbar mit einer Besserungsanstalt oder einem Jugendgefängnis. Kurz nach dem Erscheinen 1958 wurde das Buch in Irland umgehend verboten. Allerdings wurde das Verkaufsverbot wohl nicht so streng durchgesetzt und 1970 schließlich aufgehoben, da Borstal Boy sowieso in vielen Läden angeboten wurde. Behans Geschichte wurde als Musical inszeniert, das sogar einen Tony Award gewann, und 2002 gab es auch einen Spielfilm, der allerdings bei der Kritik nicht gut abschnitt.
Die Geschichte beginnt mit Behans Verhaftung. Anschließend landet er erst im Walton Gaol, einer regulären Haftanstalt. Danach wird er ins Feltham Boys‘ Prison versetzt bis er schließlich im Hollesley Bay Borstal landet. Behan schildert detailliert die Konflikte und den Alltag aber auch die Unterschiede zwischen den Gefängnissen. Während im Walton Gaol der Umgang sehr rau und brutal ist, ist der Aufenthalt im Borstal viel entspannter. Gleichzeitig fängt Behan die Monotonie ein, die im Gefängnisalltag herrscht. Zigaretten sind ein großes Thema, wann man austreten darf, die Hofpause. Ständige Wiederholungen sind Programm. Ausflucht daraus bieten Bücher, die man mit Glück aus der Bibliothek des Gefängnisses erhält. Und die Freundschaften, die sich unter den Häftlingen entwickeln – oder aber auch nicht. Zum Teil müssen Konflikte mit Fäusten geklärt werden. Und der hitzköpfige Behan, typisch irisch, schreckt davor nicht zurück.
Behan zeigt aber auch auf, dass die Iren und Engländer gar nicht so unterschiedlich sind. Im Gefängnis verwischt die Ansicht des Autors, dass alle Engländer Feinde sind, als er sich mit diesen anfreundet und merkt, dass ihre Leben zum Teil sehr ähnlich verlaufen. Weitere Konflikte sind die mit der Kirche: Als Ire ist Behan stolzer Katholik und er geht davon aus, dass die Kirche die „Mission“ der Iren unterstützt. Doch im Gefängnis zeigt sich schnell, dass die Kirchenvertreter mit den protestantischen Wärtern unter einer Decke stecken und Behan wird u.a. mehrfach auf Anweisung des katholischen Priesters zusammengeschlagen.
Sprache spielt ebenfalls eine große Rolle im Gefängnis. Durch sie sind die Häftlinge schnell zu identifizieren: Wo kommen sie her? Aus welchem Land? Aus welcher Region? Aus welcher Schicht? So wird Behan selbst schnell von allen als „Paddy“ identifiziert. Und kann auch seine anderen Mitgefangenen schnell so zuordnen. Ich gehe davon aus, dass sich dies im Original besser nachvollziehen lässt als in der deutschen Übersetzung. Für mich wurde das hier nicht so deutlich.
Tatsächlich konnte mich die Geschichte aber auch insgesamt nicht so wirklich fesseln. Ich hatte das Buch ausgewählt, weil es auch im Kanon der „1001 Bücher, die man gelesen haben sollte“ aufgelistet ist. Und ich eigentlich ein Faible für irische Literatur habe. Aber für mich war die Lektüre einfach nur zäh. Nach dem Aufgreifen Behans durch die Polizei kehrte auch beim Lesen schnell der Gefängnisalltag bei mir ein. So vieles wiederholt sich: Zigarette, Arbeit, kurzer Streit, kurz ein Lied zu Versöhnung, Schlafenszeit und wieder von vorne. Das war beim Lesen so eintönig. Weshalb sich meine Lektüre dieses Buches unheimlich hingezogen hat, immer mit der Hoffnung, dass doch noch einmal etwas spannendes passieren würde. Aber das stellte sich leider nicht wirklich ein. Schade! Die Zusammenfassung klang so spannend – aber was zwischen den Buchseiten steckte konnte mich nicht begeistern.
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