Marie-Madeleine Pioche de la Vergne, Comtesse de La Fayette – hinter diesem eindrucksvollen Namen versteckt sich eine französische Adelige und Schriftftellerin, die im 17 Jahrhundert lebte und eine enge Vertraute von Henrietta Stuart (der Ehefrau des jüngeren Bruders von Ludwig XIV) war. Zu ihren bekanntesten Geschichten zählt das Buch Die Prinzessin von Cléves, das 1687 erstmals veröffentlicht wurde. Das Buch schlug ein wie eine Bombe! Die erste Auflage war in Kürze vollständig vergriffen und die Geschichte um die Prinzessin sorgte für viel Furore und Diskussionen in den literarischen Salons der Zeit. Die Geschichte gilt als frühes Beispiel des psychologischen Romans und ist bis heute ein absoluter Klassiker der französischen Literatur.
Worum geht es also in diesem historischen Bestseller? Die Geschichte spielt um 1560 am Hof Heinrichs II. Mademoiselle de Chartes – später durch ihre Vermählung dann Prinzessin von Cléves – kommt in jungen Jahren mit ihrer Mutter dessen Hof. Natürlich ist die junge Dame außergewöhnlich schön, reich und hat beste Manieren, ist allerdings die Flirtereien am Hofe nicht gewöhnt. Und die Mutter – wie könnte es anders sein – will natürlich die beste Partie für ihr Kind finden. Alle Männer werden in den Bann der jungen Frau gezogen, Intrigen und Streitigkeiten verhindern allerdings auch einige Verbindungen. Sodass schließlich der Prinz von Cléves das Rennen am Schluss macht. Er ist Hals über Kopf verliebt in seine hübsche Braut, muss aber bald feststellen, dass diese seine Gefühle nicht teilt und nur ihrer Pflicht als Ehefrau nachgeht. Denn diese hat einfach so wenig Lebenserfahren und weiß durch ihre strenge Erziehung vor lauter Anstand und Zucht gar nicht, was Liebe wirklich ist. Sie denkt vielmehr, dass die Hochachtung, die sie ihrem Ehemann entgegenbringt, ausreicht, um eine Ehe zu führen. Dass dies nicht reicht und weit entfernt von dem wahren Gefühl der Liebe ist, wird ihr jedoch später schmerzlich bewusst.
Dreiecksbeziehung ohne Happy End
Denn dann trifft sie auf einen anderen Mann – und hegt die stärksten Gefühle für den eleganten Herzensbrecher Herzog von Nemours, der wiederum ebenfalls der Prinzessin verfallen ist. Eine klassische Dreiecksbeziehung also. Die Prinzessin versucht ihr Möglichstes, den Avancen des Herzogs zu entgehen, flüchtet sich deshalb sogar aufs Land. Es gibt eine Reihe von heimlichen Treffen, zugesteckten Briefen und entwendeter Bilder. Schließlich gesteht sie ihrem Ehemann aber doch eines Tages, dass sie Gefühle für einen anderen Mann hegt. Und so endet das Gefühl der großen Liebe für alle drei Figuren im absoluten Drama. Und – ohne zu viel verraten zu wollen – es bekommt keiner sein Happy End.
Allen Figuren von La Fayettes Geschichte wird ein trauriges ja tragisches Schicksal durch ihre unerfüllte Liebe zu Teil. Und dabei wirkt es doch oft so, als ob doch noch eine Wendung zum Positiven möglich wäre. Eine Lösung gefunden wird, für alle Probleme. Besonders leidend ist natürlich die Hauptfigur: Die Prinzessin von Clèves hat eigentlich alle Chancen im Leben, die beste Ratgeberin mit ihrer Mutter, galante Liebhaber zur Seite – und doch fällt sie immer auf die gut gemeinten Ratschläge herein. Trotz ihrer Belesenheit ist sie ein Kind, das keine Ahnung von Liebe, Intrigen und allem was dazu gehört hat. Blindes Vertrauen in die Menschen, die ihr Nahe sind und in dem Gefühl, von dem sie denkt, dass es die Liebe ist. Das hat sie zum Finale der Handlung in eine so traurige Situation gebracht. Tot unglücklich mit sich und ihrem Leben emanzipiert sie sich letztendlich dann doch und trifft das erste Mal aktiv eine Entscheidung über ihr Leben und ihre Liebe!
Aufreger-Geschichte vs. veraltetes Historiendrama
Was in der damaligen Zeit sicherlich eine Aufreger-Geschichte war, kann heute allerdings nur noch schlecht nachvollzogen werden. Das eine Frau ihrem Mann die Liebe zu einem anderen gesteht und am Schluss auch noch eine selbstbestimmte Entscheidung über den Rest ihres Lebens trifft, war damals sicherlich ein Novum. Und dass sie dann auch noch den zweiten Liebhaber sitzen lässt – bestimmt ein Skandal! Aus heutiger Sicht ist das aber alles ziemlich schwer verständlich. Und auch beim Lesen, hat es mir leider nicht so wirklich viel Freude gemacht. Die Handlung konnte mich wirklich so gar nicht packen. Schon der Einstieg in die Geschichte war so dröge, dass ich kurz davor war, das Buch gleich beiseite zu legen. Seitenweise wird hier erst einmal das historische Setting beschrieben, der Hof des Königs, wer mit wem in welcher Form verwandt oder verbunden ist. Der Leser wird mit so vielen Namen beworfen – die zum Teil später für die Handlung auch noch absolut gar keine Rolle spielen – das es einen fast zum Verzweifeln bringt. Dabei gab es im Anhang extra Erklärungen, zu den historischen Personen, die ich mir natürlich ganz artig durchgelesen habe und versuchte, mir die einzelnen Figuren alle brav zu merken. Nur, damit sie dann einfach in der Versenkung verschwanden. Der Rest der Geschichte ist schließlich auch recht vorhersehbar und ich musste mich ziemlich durch die Handlung quälen. Obwohl ich ja eigentlich sehr gerne Klassiker und historische Romane lesen, konnte mich die Prinzessin von Clèves leider gar nicht begeistern.
Danke an den Manesse Verlag für das Rezensionsexemplar!
Ich finde Klassiker ja auch immer spannend. Dieser scheint dich nicht so überzeugt zu haben.
Ich glaube aus dem 17. Jahrhundert habe ich noch kein Buch gelesen, dass von einer Frau geschrieben wurde. on daher ist es eignetlich schon bemerkenswert.
Ja, wie sich die Zeiten gegenüber Skandalen zu verändern ist auch intereessant zu verfolgen.
Viele Grüße
Silvia
Hey Sylvia,
ich lese Klassiker immer gerne. Das mochte ich schon, vor meinem Studium. Die Prinzessin hat mich leider nicht so umgehauen. Wie gesagt: In ihrem Zeitalter war es sicher ein Aufreger. Aber alleine diese ganze Namedropping am Anfang hat mich echt etwas abgeschreckt. Das hat es ziemlich dröge gemacht.
Viele Grüße
Britta