Lily King: Euphoria

Für ihr Buch „Euphoria“ hat sich Lily King von der Forscherin Margaret Mead und ihren Leben inspirieren lassen. Mead hatte einst die Inselvölker von Papua New Guinea und ihr Leben erforscht. Und nachdem Lily King die Biografie der Wissenschaftlerin gelesen hatte, kam ihr die Idee zu diesem Roman.

In „Euphoria“ heißt die mutige Forscherin Nell, die sich 1933 mit ihrem Ehemann Fen, ebenfalls Anthropologe, der Aufgabe stellt, die Völker am Sepik Fluss zu erforschen. Zuvor waren sie beim Stamm der Mumbanyo. Dort mussten sie den Versuch allerdings abbrechen, weil sie schlechte Erfahrungen gemacht hatten und sich darüber fast zerstritten hätten.

Denn auch wenn Fen und Nell verheiratete sind, haben sie völlig verschiedenen Ansätze, was die Erforschungsmethoden angeht. Eigentlich sind die beiden auch mehr Konkurrenten, als Ehepaar. Nell hat bereits ein erfolgreiches Buch veröffentlich und sich einen Namen gemacht. Fen steht dagegen im Schatten seiner Frau, braucht dringend einen Erfolg und würde dafür sogar heilige Relikte der Völker stehlen.

Auf dem Weg zu ihrem neuen Forschungsgebiet trifft das Ehepaar auf einen weiteren Forscher namens Andrew. Er ist das komplette Gegenteil von Fen, einfühlsam und empathisch und wiederum völlig begeistert, sich mit anderen Menschen auszutauschen. Denn seine Forschungen allein im Dschungel haben den jungen Mann fast zum Suizid geführt.

Es kommt, was kommen muss: Zwischen Andrew und Nell knistert es gewaltig. Fen, der sich ja bereits auf der wissenschaftlichen Ebene entmannt fühlt, kann das natürlich nicht akzeptieren – und greift zu einem drastischen Schritt.  

Margaret Mead als Inspiration für Lily King

Für ihre Schilderungen greift Lily King auf gleich drei Erzählebenen zurück, die miteinander verschlungen sind. Wir dürfen in die Gedanken von Andrew als Erzähler blicken. Nell teilt sich durch ihre Tagebucheinträge mit. Und dann gibt es noch einen auktorialen Erzähler, der zwischendurch eingreift. Gerade am Anfang waren diese Wechsel noch etwas verwirrend, weil sie doch sehr schnell sprangen. Aber nach kurzer Zeit hat man sich in eingelesen.

Ich kann eigentlich gar nichts schlechtes über den Roman sagen. Mit seinen 260 Seiten hat man ihn schnell durchgelesen und ich habe mich, bis auf die ersten ruckeligen Seiten, gut unterhalten gefühlt. Dennoch hat mich das Buch von Lily King jetzt nicht super umgehauen.

Vielleicht fehlte es dem Roman etwas an gewisser Tiefe, die auf den wenigen Seiten nicht erreichbar war. Der große Knall zum Schluss wird recht schnell abgehandelt, Und zwischendurch weiß man nicht recht, ob man jetzt mehr über die zwischenmenschlichen Beziehungen der Forscher oder der Erforschten eintauchen will.

Alles in allem ist „Euphoria“ von Lily King aber ein schöner Schmöker und ein unterhaltsamer Roman für einen dunklen Herbst oder Winterabend, wenn man von Stränden und Dschungel träumen will.

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