Am vergangenen Montag hatte ich ein tolles Erlebnis: In der traumhaften Kulissen des historischen Berliner Ensembles hat Ian McEwan sein neusten Buch Honig vorgestellt – und ich war zusammen mit einer Freundin dabei! Das Timing war auch einfach perfekt. Grade erst hatte ich meine ersten beiden Romane von McEwan gelesen und war eh schon total begeistert. Und dann sah ich die Ankündigung zu der Lesung in der Zeitung. Da war natürlich klar, dass ich dort hin muss! Also griff ich schnell zum Hörer, wählte die Nummer der Tickethotline und konnte mein Glück kaum fassen, dass wirklich noch einige wenige Plätze frei waren. Und was für Plätze wir hatten – 1. Reihe im zweiten Rang mit perfektem Blick über die ganze Bühne und ohne lauter Köpfe im Bild (nur leider zu weit weg, um ein vernünftiges Foto zu machen).
Zum Buch:
Da ich den neuen Roman noch nicht gelesen habe, gibt es hier nur kurz die Zusammenfassung vom Diogenes Verlag: Serena Frome ist schön, klug und schließt gerade ihr Mathematik-Studium in Cambridge ab – eine ideale Rekrutin für den MI5, den britischen Inlandsgeheimdienst. Man schreibt das Jahr 1972. Der Kalte Krieg ist noch lange nicht vorbei, und auch die Sphäre der Kultur ist ein umkämpftes Schlachtfeld: Der MI5 will Schriftsteller und Intellektuelle fördern, deren politische Haltung der Staatsmacht genehm ist. Die Operation trägt den Codenamen ›Honig‹. Serena, eine leidenschaftliche Leserin, ist die perfekte Besetzung, um den literarischen Zirkel eines aufstrebenden jungen Autors zu infiltrieren. Zunächst liebt sie seine Erzählungen. Dann beginnt sie, den Mann zu lieben. Wie lange kann sie die Fiktion ihrer falschen Identität aufrechterhalten? Und nicht nur Serena lügt wie gedruckt…
Natürlich gab es bei der Lesung einen kleinen Auszug aus dem Roman zu hören, der zunächst von McEwan selbst auf Englisch vorgelesen wurde. Anschließend trug Marina Senckel vom Berliner Ensemble die deutsche Übersetzung vor. Und ich muss sagen – die wenigen Seiten machen definitv Lust auf mehr!
Moderiert wurde der Abend von Christoph Amend, Chefredakteur vom ZeitMagazin, der im Anschluss an die Buchvorstellung mit McEwan über die Idee zu dem Buch sprach, über die damalige politische Situation in England und der Welt und über McEwans literarischen Weg. Ich hätte den beiden noch viel, viel länger zuhören können. Einfach schon, weil McEwan immer wieder wirklich witzige Anekdoten erzählte (z.B. wie er und sein Sohn angeblich versucht haben sich bei der CIA zu bewerben) und auch von seinem Lebensweg unheimlich humorvoll gesprochen hat. So hat er zum Beispiel erzählt, dass er ein halbes Jahr lang ein Hippie war und mit Freunden in einem Auto durch von Amsterdam bis Kabul gefahren ist. Doch in Kabul war es ihm einfach zu heiß und er sehnte sich zurück zum grauen, regnerischen Wetter in England, um dort weiterschreiben zu können. Außerdem berichtete er von seiner Liebe zu Enid Blytons Büchern und dass er sogar seine Abschlussarbeit darüber geschrieben hat. Total spannend!
Schade fand ich nur, dass relativ kurz über das neue Buch gesprochen wurde. Was aber noch ok war, da man durch den Auszug ja schon einen guten Eindruck der Geschichte bekommen konnte. Schlimmer waren aber die Übersetzungsversuche von Christoph Amend. Hätte das Gespräch lediglich auf Englisch stattgefunden, hätte Amend einen super Job gemacht. Da ich mit Englisch wirklich kein Problem habe, war es für mich trotzdem ein toller Abend. Nur all diejenigen, deren Englisch nicht so gut ist, hatten es wirklich schwer. Amend übersetze oft nur die Hälfte des Inhalts, von dem was McEwan vorher gesagt hatte. Und manchmal übersetzte er nur einen halben Satz, brach dann ab und fragte einfach auf Englisch weiter. Sicherlich ist es nicht einfach, zwischen den beiden Sprachen zu switchen, zu übersetzen und gleichzeitig das Gespräch aufrechtzuerhalten ohne einen spannenden Punkt zu verpassen… aber für Nicht-Englisch-Versteher war das bestimmt an einigen Stellen sehr frustig!
Viel zu schnell ging der Abend rum und wir haben uns zu guter letzt noch an den Schluss der endlos langen Schlangen zum Bücher signieren angestellt. Wir waren fast die letzten – hatten aber kein Problem mit dem warten. Schade war nur, dass uns dann gleich eine strenge Ansage gemacht wurde: Nur Bücher signieren! Das war natürlich sehr schade! Keine Chance also um noch eine Frage zu stellen oder vielleicht ein schönes Foto zu machen. Aber meine liebe Freundin hat dann doch noch einen schnellen Schnappschuss gemacht, wie McEwan meine Bücher signiert. 🙂 Und weil ich jetzt so begeistert von Ian McEwan bin und eh grade ein paar seiner Bücher gelesen habe / lese, habe ich beschlossen, aus der nächsten Woche eine kleine „Ian McEwan-Themen-Woche“ zu machen und einige Rezis zu seinen Büchern zu posten.